VeloCampus Kiel

Lorenz im Interview mit Dr. Anja Franke-Schwenk


Hallo Frau Dr. Franke-Schwenk, Sie sind seit 2022 Kanzlerin der Hochschule. Wir möchten mit Ihnen heute über den #VeloCampus sprechen. 

Der VeloCampus stellt eine bedeutende Kooperation zwischen der FH und der Landeshauptstadt dar. Er dient als gemeinsames Dach, unter dem wir arbeiten, um Fördermittel für unsere vielfältigen Ideen zu akquirieren und umzusetzen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Velorouten-Konzept der Landeshauptstadt, das nicht nur die Stärkung der Fahrradinfrastruktur im Blick hat, sondern auch eine bessere Anbindung der Wissenschaftsquartiere in der Stadt und untereinander. Man kann also die die einzelnen VeloCampus-Konzepte und Maßnahmen der Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen auch als wichtige Säulen des städtischen KielScienceCity-Konzeptes verstehen. Wir sind stolz darauf mit unserem VeloCampus-Projekt den Stadtteil Dietrichsdorf zu stärken und auch das Wissenschaftsquartier entlang der Schwentine sichtbarer werden zu lassen. Für die Planung und Umsetzung solcher Mobilitätsprojekte spielen verschiedene staatlich finanzierte Initiativen eine Rolle, die darauf abzielen, die Infrastruktur für Studierende und Fahrradfahrer insgesamt zu verbessern. Besonders sichtbar wird dieser Fortschritt nun eben am Ostufer, wo die Technische Fakultät und das Wissensquartier an der Schwentine zusammenkommen. Im Rahmen unseres Campus haben wir umfangreiche infrastrukturelle Maßnahmen ergriffen, um unsere Campusstrecke zu erschließen. Die Veloroute erstreckt sich vom Heikendorfer Weg bis zu unserem neuen Bibliothekarischen Lernzentrum, wobei wir Fahrradabstellanlagen entlang dieser Route installiert haben. Unser #VeloCampus-Konzept geht allerdings noch weiter und beinhaltet größere Einrichtungen wie elektronische Ladesäulen und ein sicheres Zutrittssystem. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass sowohl Studierende als auch Angestellte ausreichende Fahrradabstellmöglichkeiten auf dem Campus vorfinden und somit ermutigt werden, vermehrt das Fahrrad zu nutzen. Diese Themen sind eng miteinander verknüpft und stehen in enger Abstimmung mit den städtischen Entwicklungsplänen. Wir arbeiten sehr vertrauensvoll mit Eyke Bittner, dem Klimaschutzbeauftragten der Stadt Kiel, zusammen und haben gemeinsam mit ihm erfolgreich die Fördermaßnahme des #VeloCampus umgesetzt. Dies zeigt, dass wir aktiv daran arbeiten, die verschiedenen Campus-Gebiete in Zusammenarbeit mit der Stadt sinnvoll zu erschließen und dabei auch strategisch verschiedene Fördertöpfe zu nutzen, die Kommunen und Hochschulen unterschiedlich zur Verfügung stehen. Unsere Zusammenarbeit und strategische Ausrichtung gewährleistet die nahtlose Integration der Projekte.


“Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass sowohl Studierende als auch Angestellte ausreichende Fahrradabstellmöglichkeiten auf dem Campus vorfinden und somit ermutigt werden, vermehrt das Fahrrad zu nutzen.”



Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist auch das Konzept der sogenannten “Shared Spaces” Teil des #VeloCampus – also die Idee, dass gegenseitige Rücksichtnahme stattfindet, aber mit dem Fahrrad trotzdem alles möglich sein soll.

Genau, das ist das Ziel. Wir haben versucht, auf dem Hochschulgelände die Pflastermöglichkeiten, die wir haben, zu nutzen, um klar zu markieren, was Fahrradweg ist und was nicht. Dabei kreuzen wir aber natürlich auch städtische Straßen, die dann Vorrang haben. Das sind oft Gefahrenstellen, über die wir nicht glücklich sind und über die wir auch mit den Ortsverbänden sprechen. Die Stadt führt jetzt auch die 60 S, die Schnellbuslinie, wieder hier entlang. Was vom Grunde her großartig ist, weil wir die schnelle Verbindung zum Bahnhof für Studierende, Beschäftigte und Gäste brauchen, aber gerade verkehrstechnisch ist es in diesem Bereich eine Herausforderung für uns, weil die Grenzstraße hier fast schon eine Magistrale ist, eben auch durch die Velorouten-Verbindung. Oben vom Ende, wo das neue bibliothekarische Lernzentrum entsteht, soll das Ganze auch als eine Art Sichtachse dienen, sodass klar erkennbar ist, dass das Fahrrad Vorrang hat, flankiert von den Abstellanlagen und Fußwegen. Entsprechend unglücklich sind wir mit den möglichen Gefahrenstellen, die die Stärkung der Fahrradmobilität auf dem Campus teilweise durchkreuzt. Aber das sind kleine Bausteine, wo wir jetzt, vor allem auch im Rahmen des Ostufer Verkehrskonzepts, mit der Stadt gut zusammenarbeiten können. Zum Beispiel baut die Stadt jetzt den Fahrradweg zum Strand Hasselfelde aus, wo wir versuchen, uns mit einzuklinken, um unseren #VeloCampus für die Öffentlichkeit stärker zu öffnen. Das würde auch eine integrierende Wirkung des FH-Campus in den Stadtteil haben, was wir sehr unterstützen. 


Das bedeutet, dass der VeloCampus 2022 abgeschlossen wurde, aber das Projekt trotzdem noch weitergedacht wird?

Es ist ein abgeschlossenes Projekt im Sinne der Fördermaßnahme. Aber grundsätzlich ist es ein fortwährendes Projekt.


Wir haben es eben gesehen: Unten vor dem Haus waren alle Fahrradbügel belegt. Könnt ihr durch die neuen Maßnahmen eine Veränderung erkennen?


Wir versuchen den Bedarf abzubilden, der nötig ist, aber wir schauen auch in die Zukunft, nicht zuletzt weil wir, im Gegensatz zur CAU, vor der Herausforderung stehen, dass der Großteil unserer Studierenden nicht aus dem Stadtkern kommt. Studierende an angewandten Hochschulen kommen meistens aus einem größeren Umkreis, haben meistens schon einen abgeschlossenen Berufsabschluss, haben oft schon Familie. Vor allem sind wir gerade auch im Rahmen des Ostufer-Verkehrskonzeptes sehr daran interessiert, dass der ÖPNV ganz grundsätzlich ausgebaut wird. Wir bewerben das Ganze sehr intensiv, zuletzt auch durch das Stadtradeln, was uns – durch ganz gezielte Kampagnen vor allem bei den Erstsemestern – nochmal einen Schub gegeben hat. Das wird allerdings auch durch die schlechte Verkehrssituation am Ostring befeuert. Die Studierenden wohnen, wenn sie direkt in Kiel direkt wohnen, eher auf dem Westufer, und gerade die Fähren morgens sind voll, mit vielen Fahrrädern drauf. Das heißt, an dieser Stelle müssen wir gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben an einer Verbesserung des Angebots arbeiten. Ich fahre ja morgens selber immer mit dem Fahrrad und dann mit der Fähre. Es gilt ganz grundsätzlich die Fahrradmobilität mit begleitender Infrastruktur weiter auszubauen und zu stärken, weil wir gerade auch auf dem FH-Campus keinen weiteren Parkraum schaffen können. Es müssen daher ganz zwingend alternative Angebote zum Auto für Beschäftigte und Studierende geschaffen werden. Der ÖPNV mit Fährbetrieb und einer gut ausgebauten Fahrradinfrastruktur bieten diese Perspektiven. Wir sind bereit, auch weiterhin unseren Beitrag zu leisten und die Stadt in Sachen VeloCampus und Velorouten zu unterstützen. Die gemeinsamen Projekte sind da und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.


Welche anderen Maßnahmen habt ihr noch in Planung?

Vor allem Teamevents, das hat bis jetzt noch nicht so stattgefunden und das ist was, wo ich als Kanzlerin auch ein Zeichen setzen möchte, dass wir sowohl als Arbeitgeberin als auch als Hochschule zum Beispiel sportliche Aktionen anbieten und in diesem Themenfeld präsent sind. Dafür war das Stadtradeln ein guter Auftakt, weil es mir persönlich auch wichtig ist, eine Vorbildfunktion zu haben. Wir sind im Präsidium teilweise täglich mit dem Fahrrad unterwegs zur Arbeit, selbst die Mitglieder, die außerhalb von Kiel wohnen. Während des Stadtradelns, waren wir besonders aktiv – natürlich um Kilometer zu sammeln, aber auch um zu zeigen, dass es möglich ist und dass wir selber auch hinter dem Projekt stehen. 


“Das ganze Präsidium ist immer wieder mit dem Fahrrad unterwegs – bei Wind und Wetter!”


Passiert bezüglich E-Mobilität auch etwas hier an der FH?


Ja, ganz viel: In den Fachbereichen Informatik und Elektrotechnik sind wir diesbezüglich ganz groß in der Forschung, gerade im Bereich des nachhaltigen Batterie-Managements, sprich wie werden Batterien und Akkus recycelt usw. Wir haben sogar eine Start-up-Ausgründung: Heimdalytics befasst sich mit dem Thema der weiteren Nutzung ausgedienter Batterien. Die Hochschule arbeitet auch sehr eng mit der Batterie-Zellforschung in Itzehoe am Fraunhofer Institut zusammen. Da sehen wir ja auch unsere Stärke als Hochschule der angewandten Wissenschaften. Das liegt in der DNA von FHs, dass man dann als Studierende*r eben direkt in den Wissenstransfer gehen kann. Und nicht zuletzt bauen wir auch unsere Ladesäuleninfrastruktur für E-Autos aus, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Vielen Dank.




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