Im Flugmodus mit den Förderacern

42 Jahre Leidenschaft: Die Förderacer verbinden Schiffbau, Teamgeist und den Traum vom Sieg bei der IWR.

Lorenz im Gespräch mit Lukas von den Förderacern der Fachhochschule Kiel

Hallo Lukas, bei uns geht es eigentlich ums Fahrrad, ihr seid aber Schiffbauer*innen, die auf dem Wasser sozusagen Fahrrad fahren. Was verbirgt sich hinter den Förderacern?

Die Geschichte der Förderacer fängt vor 42 Jahren an. Kieler und Hamburger Schiffbaustudierende haben sich zusammengetan, um das, was sie im Studium lernen, irgendwie aufs Wasser zu bringen – während des Studiums, und nicht erst danach. So kam die Idee auf, Tretboote zu bauen. Aber nicht Tretboote, wie man sie kennt, mit Rutsche und Getränkekühler, sondern mit einem richtigen Propeller, richtigen Rümpfen: optimiert fürs Fahren. Dann gab es vor 42 Jahren die erste International Waterbike Regatta, die IWR, die auch immer noch stattfindet. Zu Hochzeiten der Veranstaltung gab es über 25 Teams aus allen möglichen Ländern, alle deutschen Schiffbauhochschulen kommen dabei zusammen, wie Hamburg, Duisburg, Bremen, Kiel usw. Da liegt der Ursprung unseres Teams. Um die Jahrtausendwende herum wurde das Förderacer 1.0 gebaut – das erste Modell. 2011 wurde “Ikarus” gebaut und seitdem wächst unser Team. Wir haben zwischen 30 und 40 Mitglieder aus allen Fachbereichen, primär natürlich Schiffbau, aber zum Beispiel auch aus Medien-Studiengängen oder BWL. Wir sind eine lustige Truppe, sehr familiär, unterschiedlich lange dabei, arbeiten aber trotzdem professionell und versuchen ein Tretboot zu entwickeln, das uns hoffentlich irgendwann den Sieg einfährt. 

Ihr habt dieses Jahr die IWR hier in Kiel ausgetragen, die findet allerdings oft auch woanders statt …

Die Location wechselt jedes Jahr, letztes Jahr hat sie in Bremen stattgefunden, nächstes Jahr ist sie in Flensburg, aber sie fand auch schon in Kroatien statt. Sozusagen einmal quer durch Europa.  

Dabei geht es nicht nur darum, einfach das schnellste Team zu sein, oder?

Genau. Es gibt sieben Disziplinen: Vorwärtsfahren, Rückwärtsfahren, Slalom, Langstrecke, Sprint und so weiter. Es gibt ein Regelwerk, das vorschreibt, dass das Boot sechs Meter lang sein muss, zwei Leute das Ganze mit ihrer Beinkraft antreten und kein Strom, keine Chemie, sondern reine mechanische Übertragung genutzt wird. Wie das dann am Ende gelöst wird, ist die Sache des Teams. Da fahren dann alle in einer Klasse gemeinsam gegeneinander. 

Ihr nehmt euch den Sieg vor. Arbeitet ihr als Team nur darauf hin oder gibt es noch andere Veranstaltungen?

Die IWR, die Ende Mai stattfindet, ist die größte Regatta. Dann gibt es noch das norddeutsche Pendant dazu: den Binnenhafen-Cup, der im Hamburg-Harburger Hafen veranstaltet wird. Da fahren nur deutsche Teams mit und es ist ein bisschen kleiner.

Hand aufs Herz: Ist es die Technik oder die Beinkraft, die eine Regatta gewinnt?

Natürlich eine Mischung aus beidem. Wenn man eine robuste Technik hat und dann Leute darauf, die gut Fahrrad fahren können, die schnell Fahrrad fahren können, dann ist das super. Wenn die Bootstechnik das aber nicht mitmacht, dann bringt dir viel Kraft gar nichts. Man muss also eine Balance finden zwischen robuster Technik, die trotzdem leicht und optimiert ist, die nicht zu viel Material verbaut, aber genug, dass es hält. Wir treffen uns im Team relativ regelmäßig alle zwei bis vier Wochen. Bautage finden dann statt, wenn das Team Zeit hat – während des Semesters meistens einmal die Woche. Und die richtigen Ideen, die “perfekten Konstruktionen”, die wir uns ausdenken, entstehen meistens, wenn wir abends bei einem Bier zusammensitzen. Da wird dann um drei Uhr nachts noch am Whiteboard skizziert. Das ist das Geheimnis. 

Ist das ein reines Studierendenprojekt

Ja. Also wir haben natürlich Professor*innen, die wir fragen können, die uns Hinweise geben. Und dann gibt es noch Professor Boesche, der auf der Seite der Lehrkräfte den Kopf hinhält, damit wir Gelder bekommen und hier an der FH ein bisschen machen können, was wir wollen. Das Ansehen, das wir haben, die Anzahl der Leute, die Interesse haben und mitmachen möchten, die Gelder, die wir bekommen: So einen guten Stand wie jetzt hatten wir noch nie. Dafür sind wir sehr dankbar.

Was macht das Boot “Ikarus” so besonders?

Es hat vor allem einen Schlumpfdrive, das heißt, man kann während der Fahrt mit der Hacke den Gang wechseln, und das brauchen wir, weil “Ikarus” fliegen kann. “Ikarus” hat zwei Tragflächen unterm Rumpf und ab einer gewissen Geschwindigkeit, wenn wir aus dem Wasser herauskommen, schalten wir mit dem Schlumpfdrive in eine andere Übersetzung und dann kann man über das Wasser fliegen. Das klappt noch nicht immer, aber wir experimentieren damit. Bei der IWR gibt es aber immer auch ein paar Spaßboote, zum Beispiel eine Tigerente, die, glaube ich, aus Duisburg kommt. Die haben dieses Jahr tatsächlich die Secret Mission gewonnen – es gibt immer eine geheime Disziplin, in diesem Fall musste aus Dachlatten und Folie ein Segel gebaut werden, und das haben sie gewonnen. 

Vielen Dank.



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