Hoch, höher, Hoheward.

Der Landschaftspark Hoheward ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis – auch bei 30 °C im Hochsommer. Der schweißtreibende Aufstieg wird mit einem atemberaubenden Halden-Panorama belohnt. Für unsere passionierten Mountainbiker Andreas Steinicke und Florian Sporleder von der Deutschen Initiative Mountainbike e. V. ist das ein Kinderspiel! Die Halde Hoheward hat für sie eine besondere Bedeutung, denn: Die Halden Hoheward und Hoppenbruch an der Stadtgrenze zwischen Herten und Recklinghausen bieten ein offizielles Mountainbike-Wegenetz. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat auf der Halde Hoheward eine 6,5 Kilometer lange Cross-Country-Strecke (XC) angelegt. Außerdem wurde auf der Halde Hoppenbruch ein 4,4 Kilometer langer Enduro-Rundkurs mit insgesamt 104 Höhenmetern vom Freeride Club Herten e. V. gebaut. Zusammen bieten beide Halden 11 Kilometer MTB-Trails mit über 270 Höhenmetern. So findet sich mitten in der Metropole Ruhr ein echtes Mittelgebirge!


Robert im Gespräch mit Andreas Steinicke und Florian Sporleder

Guten Tag, die Herren, wir befinden uns derzeit auf der Halde Hoheward. Ich sitze hier mit Florian und Andreas von der Deutschen Initiative Mountainbike e. V. (DIMB). Erzählt doch den Leser*innen mal kurz, warum wir hier oben sitzen?

Andreas: Wir sitzen vor allem hier, weil es einer der höchsten Punkte im Ruhrgebiet ist – nicht der höchste, aber einer davon. Gerade hier im nördlichen Ruhrgebiet muss man sich  Strecken zum Mountainbiken mit Steigungen und Gefälle suchen. Diese Möglichkeit bieten einem die Halden. Ganz abgesehen davon befinden wir uns auch auf einem historischen Kulturdenkmal, weil diese Halden letztendlich der Abraum sind, der aus dem Untergrund geholt worden ist. Einige Jahre, nachdem die Industrie hier nicht mehr tätig ist, wird das alles renaturiert und für die Naherholung hergerichtet.

Florian: Es ist auch beeindruckend, wie es auf den Halden aussieht. Hier oben ist es schon sehr, sehr schön. Was man alles sehen kann und wie viel sich verändert hat! Irgendwann wird das alles, worauf wir blicken, bewaldet sein.

Wir sind auf Mountainbike-Mission: Warum und von wem wurde entschieden, dass Mountainbike- und Radfahren auch zu den Naherholungsmöglichkeiten auf den Halden gehören sollen?

Florian: Der Eigentümer der Abraumhalden ist in der Regel der Regionalverband Ruhr, der sich damit beschäftigt, wie der Bevölkerung des Ruhrgebiets etwas zurückgegeben werden kann. Es werden sich viele Gedanken über die Möglichkeiten der Naherholung gemacht und dadurch ist hier auf der Halde dieses Zusatzangebot entstanden: Es gibt die Möglichkeit, hier einen schönen Rundkurs zu fahren.

Heißt das, dass die Halden einem Gesamtkonzept unterstehen? Oder gibt es für jede einzelne ein eigenes Konzept?

Andreas: Viele Halden waren im Besitz der Ruhr AG und nachdem klar gewesen ist, dass die Halden industriell nicht mehr genutzt werden würden, mussten natürlich weitere Nutzungsmöglichkeiten geschaffen werden. Da hat sich dann der Regionalverband Ruhr bemüht, diese Halden zu übernehmen, damit sie zur freien Verfügung stehen. Bei anderen Halden ist dieser Prozess noch nicht so weit.

Florian: Was man viel findet, sind Landmarken wie das Himmelsobservatorium, vor dem wir gerade sitzen, den Tetraeder in Bottrop und die Totems auf der Halde Haniel als Kunstinstallationen. Das ist schon eine Gemeinsamkeit, die zu sehen ist.

Ich habe schon mehrmals gehört, dass dieser Ort hier besonders gut für Anfänger*innen geeignet ist. Kann man das so sagen?

Florian: Es ist definitiv ein Angebot, das von Anfänger*innen gut genutzt werden kann. Die Strecken auf dieser Halde bieten für Leute, die sich langsam herantasten wollen, viele Möglichkeiten. Aber auch schon erfahrene Fahrer*innen können hier auf ihre Kosten kommen, indem sie die Geschwindigkeit erhöhen, mit der sie die Strecken fahren.

Andreas: Ich denke, ein gutes Wort ist “niedrigschwellig”, weil hier für jede*n etwas dabei ist. Das Angebot eignet sich ebenfalls gut für Gravelbiker*innen – man kann auch einfach auf den Schotterwegen unterwegs sein. Es gibt andere Halden, die schon eher in dem Sinne genutzt werden,  wie man es sich typischerweise beim Mountainbiken vorstellt. 

Florian: Auf der Nachbarhalde ist das Angebot technisch schon deutlich anspruchsvoller. Da hat zum Beispiel auch ein lokaler Verein, der FRC Herten, die Pflege der Strecken übernommen – ähnlich wie hier in Hoheward. Perspektivisch gibt es die Überlegung, dass die Halden verbunden werden und man zwischen den Halden gute Routen mit dem Fahrrad fahren kann.

Welchen Impact haben solche Angebote auf eine so Kfz-dominierte Gegend? Habt ihr das Gefühl, dass sie insgesamt Auswirkungen auf den Radverkehr haben, nicht nur auf die Mountainbike-Community?

Andreas: Ich denke, es hat schon Auswirkungen auf die umliegende Gegend, weil es eben auch darum geht, die Halden möglichst gut miteinander zu verbinden. Dafür gibt es die Radverkehrswegweiser, die dieses Routennetz ausweisen, das sind die weißen Schilder mit roter Schrift – die haben schon eine Wirkung. 

Florian: Ich denke, es hat schon Auswirkungen auf die umliegende Gegend, weil es eben auch darum geht, die Halden möglichst gut miteinander zu verbinden. Dafür gibt es die Radverkehrswegweiser, die dieses Routennetz ausweisen, das sind die weißen Schilder mit roter Schrift – die haben schon eine Wirkung. 

Wie schaut ihr als Verein auf dieses Thema? Welche Potenziale seht ihr? Und gibt es eine größere Vision?

Florian: Es gibt hier auf der Halde ein schönes Zusatzangebot- zu den wenigen bereits bestehenden Möglichkeiten. Das ist eine tolle Ergänzung. Solche Angebote zu schaffen, ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Mountainbike-Community. In der Regel wollen die Leute eine Tour fahren, sich im Wald und in der Natur aufhalten. Die meisten sagen, dass sie sich auf schmalen Wegen bewegen möchten – und das gibt das Betretungsrecht her. Gerade im Ruhrtal hat man viele Wege, auf denen das greift. Hier nutzt man, was man hat.

“Die Halden sind auf jeden Fall eine Bereicherung für die Mountainbike-Community!”

Andreas: Die Halden sind ja nur eine Facette des Ruhrgebiets und des Mountainbikefahrens. Wir sehen ringsherum Industrie, Kraftwerke und teilweise noch den ein oder anderen Schlot, Fördertürme noch und nöcher. Aber was wir auch sehen, ist ganz viel Grün. Und je weiter wir in den Süden gucken, umso mehr verändert sich die Landschaft wieder. Das hier ist eine wichtige Facette des Mountainbikens in NRW.

Mit welcher Vision seid ihr beim DIMB eingetreten?

Florian: Wir sind Deutschlands größter Verein, der ausschließlich auf Mountainbiking ausgerichtet ist. Wir haben über 140.000 Vereinsmitglieder. Wir vertreten deren Interessen auf Bundes- und Landesebene und natürlich auch im Ruhrgebiet durch unsere regionale IG. Wir beraten zu Themen wie diesen Zusatzangeboten und setzen uns dafür ein, dass das Betretungsrecht, das uns durch die jeweiligen Waldgesetze gegeben ist, erhalten bleibt und wir uns möglichst frei bewegen können. Wir sind sehr aufmerksam, was neue Entwürfe des Bundeswaldgesetzes betrifft. Diese werden uns als Verband vorgelegt, und wir können uns gegen Einschränkungen wehren. Aktuell gibt es noch keinen neuen Entwurf, aber wir sind optimistisch gestimmt und gleichzeitig in Alarmbereitschaft, sollte ein neuer Entwurf kommen.

Was wünscht ihr euch?

Florian: Was wir fordern, ist, dass die Formulierung im Bundeswaldgesetz, nach der „Radfahren auf Straßen und Wegen erlaubt“ ist, bestehen bleibt. Diese klare und verständliche Regelung ist wichtig. Im schlimmsten Fall könnte es sonst zu Einschränkungen kommen, bei denen das Radfahren nur noch auf „geeigneten Wegen“ erlaubt wäre, was einen detaillierten Kriterienkatalog zur Folge hätte. Eine wichtige Ergänzung ist, dass, wenn das Bundeswaldgesetz geändert wurde, die Arbeit für uns als DIMB weitergeht, denn danach stehen die neuen Landeswaldgesetze an, unter anderem auch in NRW.

Andreas: Wir sind aber optimistisch, dass das gut geht, denn wir investieren dahingehend viel Arbeit.

Vielen Dank!

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