Zu Gast in der Windkante

Entdecke das pulsierende Herzstück der Bochumer Fahrradkultur: Willkommen in der Windkante Rottstrasse e. V., Cycling Club, Clubhouse, Selbsthilfewerkstatt, Ort zum Rumhängen, Austauschen, Kaffeetrinken, zum Wohlfühlen und Startpunkt für die nächste Ausfahrt. Seit 2022 verbindet dieser Ort die Gemeinschaft und die Begeisterung fürs Radfahren. Von gemeinsamen Ausfahrten bis hin zu inspirierenden Workshops – die Windkante lädt dich herzlichst dazu ein, ein Teil dieser vielfältigen Community zu werden, in der jede*r willkommen ist, unabhängig von Erfahrung oder Fahrradtyp. Wir treffen uns auf einen röst.art-Kaffee mit Katrin, die seit genau einem Jahr Mitglied in der Windkante ist und sich an der Siebträgermaschine sowie an der Werkbank mit Leidenschaft einbringt.

Zoe im Gespräch mit Katrin

Hallo Katrin, vielen Dank für die Einladung. Erzähl uns doch bitte von diesem besonderen Ort?

Wir befinden uns bei der Windkante in Bochum, dem Clubhouse unseres schönen Fahrradvereins. Dieser Ort dient als Werkstatt, Radcafé und Treffpunkt für unsere Ausfahrten sowie als Begegnungsstätte.

Wie lange existiert das Clubhouse hier schon?

Offiziell eröffnet wurde es 2022, ich bin aber erst im April im vergangenen Jahr dazugekommen. Inzwischen sind wir auch ein gemeinnütziger Verein, dem jede Person beitreten kann. Der Jahresbeitrag ist überschaubar. Von den 50Euro Mitgliedsbeitrag sowie einer einmaligen Anmeldegebühr von 25 Euro finanzieren wir die Miete, um den Raum für alle und für das Quartier zu erhalten.

Wie ist der Andrang?

Es gibt Radsportvereine in Bochum, die auf Lizenzfahrten, sprich auf Rennen, ausgelegt sind. Bei uns ist das Angebot hingegen so gestaltet, dass jede und jeder erstmal mit jedem Fahrrad hierherkommen kann. Das heißt, wir unternehmen gemeinsame Ausfahrten, bei denen wir uns gegenseitig helfen und keiner zurückbleiben muss. Das war für mich auch ein Grund hierherzukommen, weil ich mir ein Fahrrad gekauft habe, mit dem ich werkstattmäßig gar nicht zurechtkam. Hier habe ich unheimlich viel Hilfe bekommen, dieses Fahrrad in Schuss zu halten, neue Teile dran zu bauen und diesen Prozess auch zu lernen. 

Welche Ausfahrten bietet ihr bis jetzt an?

Mittwochs haben wir immer unsere “Talk & Ride”-Runden, meistens haben wir auch Gravel- oder Rennrad-Ausfahrten, aber auch eine Bummelrunde innerhalb des Stadtgebiets. Ansonsten haben wir schon diverse Workshops angeboten: Alles von “Wie stelle ich selber Energieriegel her?” über einschlafende Hände und Füße bei den Ausfahrten – an der Stelle helfen uns zum Beispiel Physiotherapeut*innen weiter – und natürlich Workshops zu Reparaturen am Fahrrad. Samstags haben wir FLINTA*-Ausfahrten. Die Strecken sind mal lang, mal kurz. Das entscheidet die Orga-Gruppe in Absprache mit den Mitgliedern im Voraus. Sonntags haben wir jetzt gerade einige Frühjahrsklassiker, angelehnt an die klassischen Rennen im Profiradsport, aber natürlich sehr viel kürzer, doch mit ähnlichen Einheiten, wie zum Beispiel starken Anstiegen. 

Wohin führen eure Ausfahrten für gewöhnlich?

Meistens geht es nach Norden, Richtung Recklinghausen. Eine Standardroute, die oft gefahren wird, ist die nach Essen zur Zeche Zollverein. Ganz oft sind wir aber auch in der Elfringhauser Schweiz unterwegs, da ist es dann ein bisschen hügeliger. Oder auch in Richtung Baldeneysee. Am Sonntag unternehmen wir eine richtige Genussausfahrt mit sehr viel “Dolce Velo” und leckeren Snackeinheiten. Dafür geht es dann nach Duisburg. Das hängt aber auch immer von den Guides ab – es gibt einige Leute, die sich sehr einbringen, gut auskennen und die Ausfahrten planen, das ist eine super Sache. 

Kommen viele Leute aus anderen Städten hierher?

Wir haben Mitglieder aus Mülheim, Essen, Dortmund, Sprockhövel – ich selber komme aus Hattingen, aber die meisten natürlich aus Bochum. 

Das heißt, ich kann einfach bei euch Mitglied werden und mich nach meinen Möglichkeiten einbringen oder vielleicht auch einfach einen Workshop anbieten?

Man muss kein Mitglied werden, um bei uns mitzufahren oder hier den Kaffee zu genießen. Ich glaube, das ist der große Unterschied. Die meisten werden es dann aber doch irgendwann. Wir sind mittlerweile circa 180 Mitglieder. Im Sommer hatten wir eine “Talk & Ride”-Ausfahrt, bei der über 40 Leute dabei waren, das ist wirklich ganz toll, diese Gemeinschaft zu erleben und die ganzen Geschichten, die hier zusammenkommen. Weihnachten saßen wir bei einer kleinen Weihnachtsfeier zusammen – das Kuchenbuffet wird hier immer reichlich befüllt. 

Die Windkante ist ein politischer Ort bzw. wird durch den ein oder anderen Sticker klar, wo ihr euch politisch einordnet. Habt ihr das Gefühl, dass ihr dadurch auch andere Leute erreicht, weil die Schwelle nicht so groß ist, wenn man sich zum Beispiel kein teures Rad leisten kann?

Sicherlich – und trotzdem darf man das nicht verkennen. Hier sind unheimlich tolle Räder unterwegs, wir sind privilegiert, dass wir das machen können. Aber wir wünschen uns auch, dass alle Menschen sich trauen vorbeizukommen, und versuchen diesen Ort so zu gestalten, dass das möglich ist. Bei unseren Bummelrunden hatten wir schon eine Dame über 60, die mit so einem Tiefeinsteiger-Cityrad mitgefahren ist. Von daher denke ich schon, dass wir andere Leute anziehen im Vergleich zu klassischen Rennrad-Vereinen, vor allem auch mehr nicht männliche Fahrer*innen. Was das Politische angeht, haben wir ganz grundsätzliche Dinge auch an der Tür stehen: Das hier ist kein Raum für Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit. Die Haltung spricht sich natürlich schnell herum und zieht dann auch die entsprechenden Leute an. Wir bemühen uns darum, dass es ein Ort zum Wohlfühlen ist.

Was für Ideen und Aussichten habt ihr für zukünftige Veranstaltungen?

Wir haben zum Beispiel richtig Bock auf Overnighter. Ideen haben wir viele, aber die scheitern oft daran, dass wir alle Vollzeit arbeiten und hier nur ehrenamtlich beschäftigt sind. Oft fehlt die Zeit und bei vielen Dingen ziehen sich die Entscheidungen, weil wir über alles demokratisch abstimmen. Einmal im Jahr gibt es hier ein Straßenfest, auf dem wir uns als Verein mit einem Stand vorstellen. Das Clubhouse zu verschönern, ist natürlich auch eine stetige Aufgabe. Letztes Jahr haben wir das Beet draußen neu bepflanzt, das wäre jetzt wieder an der Zeit.

Danke dafür, dass ihr diesen schönen Ort geschaffen habt. Danke, Katrin.

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