VeloKitchen Dortmund

Willkommen in der VeloKitchen, einem lebendigen Treffpunkt für die Dortmunder Fahrradszene! “Seit mehr als zwei Jahren bin ich Teil dieser Gemeinschaft, die weit mehr ist als nur eine Selbsthilfe-Werkstatt für Fahrräder. Hier zaubern wir wöchentlich vegane Mahlzeiten und organisieren vielfältige Aktionen, wie Umzüge mit Lastenrädern oder radpolitische Initiativen”, so Timm Treskatis. Besonders stolz ist die VeloKitchen auf das Projekt “Dein RUDOLF” – ein kostenfreier Fuhrpark an Lastenrädern für alle. Egal, ob du dein Fahrrad reparieren, dich vernetzen oder einfach nur stärken möchtest – an diesem Ort bist du herzlich willkommen! Unterstützt von der Wohnungsgesellschaft und der Initiative für Nachhaltigkeit, schaffen sie einen Raum für Begegnung und Mobilität.

Zoe im Interview mit Timm Treskatis von VeloKitchen

Timm, 33 ist Mathematiker und Mitwirkender in der VeloKitchen

Hallo Timm, wo sind wir hier?

Wir sind hier in der VeloKitchen, bei der ich seit fast zwei Jahren mit dabei bin. Die VeloKitchen ist einerseits eine Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt. Gleichzeitig hat sie auch noch die Kitchen mit dabei, in der unser Küchenteam, heute vertreten durch mich, jede Woche ein veganes Essen zaubert. Gleichzeitig fungiert dieser Ort als Treffpunkt für die Dortmunder Fahrradszene. Hier werden ganz unterschiedliche Sachen auf die Beine gestellt. Letzte Woche haben wir mit den Lastenrädern einen ganzen Umzug gemacht. Ich konnte gerade so drüber schauen über die Ladefläche, weil ich einen großen Drachenbaum transportiert habe. Aber natürlich auch radpolitische Aktionen, da gibt es aber noch eine andere Gruppe “Aufbruch Fahrrad”, die sich viel mehr mit der ganzen Bürokratie beschäftigen. Mit ihnen pflegen wir enge Kontakte. Die gehören auch zum selben Trägerverein wie wir. Kurz gesagt: Hier sind immer alle herzlich eingeladen, wenn sie ihr Fahrrad wieder flott machen wollen, oder einfach nur eine Stärkung und sich vernetzen möchten. Es freut uns natürlich auch immer, wenn man sich hier in der Küche oder in der Werkstatt beteiligen möchte. So bin ich auch dazu gekommen. Als ich vor ein paar Jahren nach Dortmund gezogen bin, war ich immer mal auf der Critical mass und habe da verschiedene Menschen kennengelernt, unter anderem auch Leute von der VeloKitchen. Das hat sich dann so entwickelt, dass man zum Quatschen vorbeikommt und ein bisschen mit schnibbelt…

Wie finanziert ihr euch und wie kann man euch unterstützen?

Wir haben das riesengroße Glück, dass unser Vermieter, eine Wohnungsgesellschaft, uns die Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung stellt. Das ist ein immenser Kostenpunkt, der da wegfällt. Die finden, dass es eine unterstützenswerte Sache ist: Dass wir den Leuten hier im Viertel und darüber hinaus helfen können. Ansonsten ist unser Trägerverein die Initiative für Nachhaltigkeit, das heißt, wir können auch Spenden empfangen und so weiter. Die Idee dahinter ist, diese ganzen Initiativen zu bündeln und Geld leichter verwalten zu können. Vereinsbürokratie, Steuern und so weiter nehmen enorm viel Zeit in Anspruch, ohne dass man sich um die wesentlichen Dinge kümmern kann. Deshalb finden sich hier mehrere Initiativen unter einem Dach. 

Wer bei euch mitmachen möchte, kann einfach vorbei kommen? 

Genau! Man kann auch offizielles Vereinsmitglied werden, aber das ist kein Muss.

Was ist Dein RUDOLF?

Dein RUDOLF ist ein kleiner Fuhrpark an Lastenrädern, die kostenfrei ausleihbar sind. Die Idee entstand vor zehn Jahren. Lastenräder sollten als Gemeingut allen zur Verfügung stehen. Natürlich müssen die auch gewartet werden, aber an sich wäre es cool, wenn im Viertel eins zur Verfügung steht, was dann von allen genutzt werden kann. Dann ist das auch optimal ausgelastet. Dortmund und Köln waren die ersten Städte, wo das erfolgreich umgesetzt wurde. Wir haben seit ca. zehn Jahren fünf Lastenräder. Davon gehören zwei uns selbst. Die anderen gehören einer Kirchengemeinde, dem Umweltamt und einer Privatperson, die uns das zur Verfügung stellen. 

Wie schätzt du das Fahrradfahren in Dortmund ein?

Ich würde schon sagen, dass Leute, die viel mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs sind, tendenziell mutiger und überzeugter sind. Traditionell ist das hier eine Autostadt; die Infrastruktur ist dafür ausgelegt. Man sieht sehr selten, dass Kinder überhaupt Fahrrad fahren. Das passiert dann eher in den Gegenden etwas außerhalb. Auch an der Uni ist das vollkommen anders als in anderen Städten. In erster Linie ist das ein großer Parkplatz, mit ein paar Campus-Gebäuden daran. Es gibt Statistiken, die zeigen, dass Dortmund deutschlandweit einen der größten Anteile an Studierenden hat, die mit dem Auto zur Uni fahren. 

Was müsste deiner Meinung nach passieren, damit sich das Verhalten der Menschen ändert?

An der Infrastruktur tut sich derzeit einiges. Allerdings kann man oft beobachten, dass der Fahrradweg als letztes gedacht wird. Irgendwo noch zwischen Parkstreifen und Autospur gequetscht, vielleicht noch rot eingefärbt, wenn man noch ein bisschen Farbe übrig hat. Die Leute, die sowieso schon Fahrrad fahren, die freuen sich vielleicht darüber bzw. muss man nicht mehr überzeugen. Um wirklich was zu verändern, bedarf es meiner Meinung nach bestimmter Push- and Pull-Faktoren. Es ist allgemein bekannt, dass ein gutes Angebot nicht ausreicht, wenn ein anderes, in dem Fall das Auto, immer noch bequemer ist. Es gibt einige große Hauptverkehrsadern, die in die Stadt hinein führen, bei denen es problemlos möglich wäre, eine Fahrspur umzuwidmen, um eine sichere und wirklich physisch abgetrennte Fahrspur einzurichten. Das würde das Fahrradfahren für Kinder und ältere Menschen erleichtern, bzw. überhaupt erst möglich machen. Sowas haben wir kaum. Gute Infrastruktur zu schaffen ist wichtig, aber Privilegien vom Auto sollten auch reduziert werden. Da fehlt meiner Meinung nach der politische Wille und auch der Mut. 

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Wir haben hier sehr viele Projekte, die fast schon Jahrzehnte in der Pipeline sind. Ich wünsche mir, dass sie einfach mal umgesetzt werden. Es gibt zum Beispiel diesen berühmten Gartenstadt-Radweg, der im Osten über eine ehemalige Bahntrasse führen soll. Die ist seit Jahren freigeräumt und im Prinzip müsste nur noch eine Asphaltiermaschine drüber fahren. Das passiert aber einfach nicht. Da fehlt einem auch irgendwann das Verständnis für. Derzeit ist der Plan, dass er übernächstes Jahr fertiggestellt werden soll – es besteht also noch Hoffnung. Das wäre eine wichtige Verbindung, die viele Stadtteile, viele Schulen umschließen würde. Und vor allem abseits vom Autoverkehr stattfinden würde. 

Habt ihr das Gefühl, dass ihr hier etwas mit eurem Tun bewirken könnt? 

Viele aktive Mitglieder von uns sind auch anderweitig (verkehrs-)politisch aktiv. Ich würde sagen, dass wir da schon unseren Teil zur Veränderung beitragen. Durch unser direktes Angebot hier helfen wir vor allem auch Menschen, die sich das Fahrradfahren vielleicht sonst nicht leisten könnten, weil es hier eben kostenfreie Hilfe und Ersatzteile gibt.

Vielen Dank, Timm.

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