SMILE24 – ein “Überall-Hinbringer”
SMILE24 revolutioniert den Nahverkehr in Schleswig-Holstein und zeigt, wie Mobilität im ländlichen Raum neu gedacht werden kann – ganz ohne eigenes Auto! Mit der etablierten NAH.SH-App, die bereits das Deutschlandticket integriert, bietet der Mobilitätsanbieter intermodale Reiseketten, die Bahn, Bus, NAH.SHUTTLE und Sharing-Angebote clever verknüpfen. Wir sprechen mit Ina Michael aus dem Kommunikations-Team des NAH.SH über den Leuchtturm-Charakter des Projektes und die Herausforderungen bei seiner Umsetzung.
Lorenz im Interview mit Ina Michael
Hallo Ina, was ist das Besondere am SMILE24-Projekt, das ihr als NAH.SH umsetzt?
Das Projekt ermöglicht es Menschen im ländlichen Raum entlang der Schlei, rund um die Uhr mobil zu sein – ohne ein eigenes Auto zu besitzen. SMILE24 gehört voll und ganz zum Nahverkehr in Schleswig-Holstein. Deswegen soll alles in der bereits bestehenden NAH.SH-App beauskunftet werden. Das umfangreiche ÖPNV-Angebot funktioniert nicht nur als Projekt-Insel, sondern dient auch sehr vielen Menschen als Verknüpfung aus der Region heraus oder in die Region hinein. Die NAH.SH-App ist seit vielen Jahren etabliert – viele Menschen nutzen sie ohnehin, weil dort beispielsweise ihr Deutschlandticket hinterlegt ist. Im Sinne einer einfachen Nutzung soll die App intermodale Reiseketten ausgeben, die verschiedene Verkehrsmittel wie Bahn, Bus, NAH.SHUTTLE und Sharing-Angebote verknüpft, um ans Ziel zu kommen. Auch die Buchung einer Mobilitätslösung wie das NAH.SHUTTLE oder ein Sharing-Angebot und deren Bezahlung soll ermöglicht werden. Die Vision ist: Zukünftig alles über eine App zu steuern, um es den Nutzenden so bequem und klar wie möglich zu machen. Der Projektname SMILE24 steht dabei für Schlei-Mobilität: innovativ, ländlich, emissionsfrei und 24/7. Das durch Bundesmittel geförderte Modellprojekt SMILE24 schafft eine komplett neue Angebotsqualität für rund 120.000 Menschen in der Region an Schlei und Ostsee. Egal, wo Reisende sich aufhalten: Künftig gibt es für sie mindestens einmal stündlich ein ÖPNV-Angebot.
”Die Vision ist: Zukünftig alles über eine App zu steuern, um es den Nutzenden so bequem und klar wie möglich zu machen.”
Welche Herausforderungen gibt es und wie ist der aktuelle Projektstand?
Seit dem Start von SMILE24 am 29. März 2024 müssen Reisende leider noch auf mehrere Apps zurückgreifen, um alle Verkehrsmittel des neuen ÖPNV-Angebots zu nutzen. Integrierte Mobilität bzw. intermodale Reiseketten, die verschiedene Mobilitätsangebote verknüpfen, sind auch für Software-Entwickler*innen eine Herausforderung. Leider existiert keine Softwarelösung, die schon fertig programmiert irgendwo liegt und nur noch eingekauft werden muss. Das Komplizierte ist, starre Linienverkehre mit den flexiblen, free floating On-Demand-Angeboten sinnvoll als Reisekette zu verknüpfen. Deutschlandweit gibt es nach unserer Kenntnis für so ein großes Bediengebiet, wie es das SMILE24-Projekt umfasst, nur eine andere App-Lösung, die in etwa das kann, was die NAH.SH-App auch können soll. Wir planen, im Sommer den nächsten Schritt mit der NAH.SH-App zu machen: Dann sollen die Verknüpfungen mit dem On-Demand-Verkehr nicht mehr nur angezeigt werden, sondern in derselben App buchbar sein, und auch die tatsächliche Verfügbarkeit des NAH.SHUTTLEs soll abgerufen werden können. Wir sind sehr glücklich über dieses neue Mobilitätsversprechen für die Region!
Vielen Dank!
Busfahrer Achim erzählt uns seine Sicht auf SMILE24
“Seit einigen Monaten bin ich als Busfahrer für Autokraft unterwegs. Ich mag es abwechselnd zwischen der Stadt und dem Überland zu fahren – morgens, abends, bei schönem Wetter und dabei auch neue Leute kennenzulernen. Ganz ehrlich: Ich hätte den Beruf als Busfahrer schon viel früher machen sollen! Aber erst dadurch, dass ich schwer krank geworden bin, habe ich die Möglichkeit dafür bekommen – sonst hätte ich das nie gemacht, denn ein Busführerschein ist sehr kostspielig. Mein Gefühl sagt mir, dass mittlerweile mehr Menschen mit dem Bus unterwegs sind, da es das SMILE24-Projekt in unserer Region gibt. Denn die kleinen Shuttle-Busse sind immer voll! Damit sind die elektrischen On-Demand-Shuttles gemeint, die das Projekt zusätzlich unterstützen und ganz einfach zu jeder Tag- und Nachtzeit per App bestellt werden können. Das Angebot ist rund um die Uhr buchbar und fährt ein Netz aus etwa 3.600 virtuellen und echten Haltestellen an. Auch wir als Busfahrer haben damit die Möglichkeit, auf Arbeit zu fahren und können uns zum Beispiel nachts ein Shuttle bestellen. Ich persönlich komme vom Dorf und bin früher noch mit dem Schulbus in die Schule gefahren. Das wurde irgendwann abgeschafft. Dadurch, dass jetzt aber wieder regelmäßig neue Busse eingesetzt werden und überall hinfahren, entsteht ein großer Mehrwert für die Region. Ich wünsche mir, dass das Projekt SMILE24 auch über die Projektlaufzeit hier vor Ort bestehen bleibt. Und ich bin der Meinung, dass das ein tolles Konzept für ganz Deutschland wäre! Natürlich gibt es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten – zum Beispiel müssen wir als Busfahrer recht flott unterwegs sein, damit wir die Zeitangaben auf den Linien schaffen. Im Berufsverkehr wird das schon schwierig. Gerade auf den SMILE24-Strecken bedienen wir viele touristische Linien, bei denen auch gern das Rad mitgenommen wird. In die Linienbusse passen bis zu zehn Fahrräder rein – außer ein Kinderwagen kommt hinzu, dann muss dafür Platz gemacht werden. Kinderwagen und Rollstühle haben immer Vorrang. Ich habe oft Fahrräder mit im Bus, denn Pendler*innen und Tourist*innen greifen gern auf die Verbindung zum ÖPNV zurück. In Zukunft sollen auch noch Spanngurte kommen, damit die Räder selbständig befestigt werden können.“