SMILE24 – echte Signalwirkung
Die Anbindung des ländlichen Raums an den öffentlichen Personennahverkehr weist derzeit noch großen Nachholbedarf auf, doch für eine erfolgreiche Mobilitätswende ist sein Ausbau entscheidend. Wie kann der ÖPNV zur echten Alternative zum Auto werden? Die DB Regio will in Zukunft auf "integrierte Alltagsmobilität" setzen – sprich die intelligente Verknüpfung von Zügen, Bussen und On-Demand-Shuttles. Projekte wie SMILE24 in der Schlei-Region zeigen, wie durch Zusammenarbeit und innovative Konzepte mit den Mobilitäts-Partner*innen vor Ort eine nahtlose, flexible und bedarfsgerechte Mobilität möglich wird.
Lorenz und Anne-Katrin im Interview mit Dr. Jan Schilling
´Der ländliche Raum ist bisher nur unzureichend an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen, dabei ist sein Ausbau entscheidend für eine nachhaltige Verkehrswende. Welche Schritte sind notwendig, um den Modal Split zugunsten des ÖPNV zu verändern?
Die Mobilitätswende schaffen wir nur mit einem guten Angebot im ÖPNV. Es ist ja kein Geheimnis, dass es großen Verbesserungsbedarf gibt, vor allem wenn der ÖPNV eine echte Alternative zum eigenen Auto sein soll. Gerade auf dem Land sind Haltestellen nicht gut zu erreichen und Busse und Bahnen kommen dort zu selten. Im Ergebnis – das zeigt auch unsere Marktforschung – sind die Menschen der Meinung, dass der ÖPNV sie in seiner jetzigen Form weder direkt an ihr Ziel bringt, noch dass er ausreichend flexibel nutzbar ist. Bei DB Regio setzen wir deshalb auf die „integrierte Alltagsmobilität“: Damit meinen wir die intelligente Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel in einer Region. Dazu zählen beispielsweise Züge, Linienbusse und On-Demand-Shuttles, ergänzt auch durch Leihräder etc. Der ÖPNV soll verlässlich, nahtlos und bedarfsgerecht sein. Er soll die Menschen möglichst direkt von der Haustür bis ans Ziel bringen, und zwar im Alltag und in der Freizeit. Darüber sprechen wir gerade sehr intensiv mit den Stellen, die in Deutschland für den Nahverkehr zuständig sind und ihn bestellen: mit den Bundesländern und mit den Kommunen.
„Ohne Auto habe ich keine Chance“, ist oft zu hören – was muss getan werden, um nachhaltige Mobilität auch im ländlichen Raum zu etablieren? Warum ist der ländliche Raum in Deutschland in dieser Hinsicht so stark benachteiligt?
Die verkehrspolitischen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte verändern wir nicht von heute auf morgen. Die integrierte Alltagsmobilität, von der ich gesprochen habe, erreichen wir nur, wenn sich die Strukturen des ÖPNV in diese Richtung weiterentwickeln. Verkehrsplanung, Finanzierung, die Ausschreibung von Verkehrsverträgen – dieser ganze Rahmen ist noch nicht darauf ausgerichtet, die Wünsche der Menschen nach nachhaltiger, bedarfsgerechter und vernetzter Mobilität vollumfänglich zu berücksichtigen. Wir als Deutsche Bahn können das nicht allein verändern. Wir können und wollen aber dazu beitragen, dass sich hier etwas tut.
Die beiden Landkreise Rendsburg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg haben zusammen mit der NAH.SH das Projekt SMILE24 initiiert. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bahn und regionalen Anbietern für die Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum?
SMILE24 in der Schlei-Region ist ganz klar ein Leuchtturm-Projekt. Hier haben alle beteiligten Partner zusammen ein integriertes Mobilitätskonzept realisiert. Das ist ziemlich genau das, was wir unter integrierter Alltagsmobilität verstehen. Den Einsatz der NAH.SH und der Landkreise kann ich deshalb gar nicht hoch genug loben. Durch ihre Initiative ist das Projekt möglich geworden. Das ist der Mut, den wir in der Branche brauchen! Genau solche Angebote, bei denen alle Verkehrsmittel aufeinander abgestimmt sind, möchten wir als DB weiter vorantreiben. Mit unserer Konzernstrategie der „Starken Schiene“ verfolgen wir das Ziel, mehr Verkehr auf die klimafreundliche Schiene zu verlagern und den ÖPNV voranzubringen. Auf dem Weg zu diesem Ziel ist der Schulterschluss mit unseren Auftraggebern in den Bundesländern und Kommunen essenziell. Integrierte Mobilität wie bei SMILE24 sollte bei den Ausschreibungen für Verkehrsverträge viel stärker berücksichtigt werden.
“Den Einsatz der NAH.SH und der Landkreise kann ich deshalb gar nicht hoch genug loben.”
Welchen Stellenwert haben solche Projekte wie SMILE24 für das gesamte Bundesgebiet aus Ihrer Sicht?
Für SMILE24 bringen wir als Deutsche Bahn die notwendige Expertise mit: Die DB-Tochter Autokraft ist seit über 75 Jahren in der Region verwurzelt. Wir können die notwendige Infrastruktur bereitstellen, um die Bus- und Shuttle-Flotte zu betreiben. DB Regio kann mit unseren Busgesellschaften und mit ihren Schienenverkehren dieses Angebot auch in anderen Regionen Deutschlands machen. Wir sind aktuell in sehr konstruktiven Gesprächen mit mehreren Bundesländern, um auch dort Projekte in Modellregionen wie an der Schlei zu realisieren. Wie gesagt: #SMILE24 ist ein echtes Leuchtturm-Projekt und damit bundesweit ein Vorbild dafür, wie man gemeinsam und im Zusammenspiel verschiedener Partner mehr erreichen kann als alleine. So kann die Mobilitätswende gelingen!
Vielen Dank!