Hase Bikes

Auf unserer Entdeckungstour in Dortmund tauchte plötzlich sehr häufig der Name Hase Bikes auf. Wir haben uns mit der Mitgründerin Kirsten Hase darüber unterhalten, dass es ihr nicht nur um die Produktion von Fahrrädern in der alten Zeche in Waltrop geht. Vielmehr möchte sich das Unternehmen für die Region und seine infrastrukturelle Entwicklung einsetzen. Eine weltweit verkaufte Fahrradmarke, die die Menschen vor der Haustür nicht vergisst – lieben wir!

Robert im Interview mit Kirsten Hase, Mitgründerin und Geschäftsführerin von Hase Bikes

Der Hase Bikes Showroom in Waltrop

Hallo Kirsten, wie kam es dazu, dass du Gründerin eines Fahrradlabels geworden bist?

Das ist eine sehr spannende Frage! Die eigentlichen Gründer*innen hinter der Marke sind mein Mann und Igor Pavlichenko. Ich bin quasi dazu gekommen. Die Männer waren damals zu zweit und haben diese verrückten Fahrräder gebaut. Wir hatten ganz am Anfang nur einen Händler in Bochum, der sich auf Fahrräder für Menschen mit Behinderungen spezialisiert hat. Also haben wir uns gefragt: Wenn wir hier ein bisschen was verkaufen wollen, brauchen wir irgendwie mal ein paar mehr Händler*innen. Wir mussten also mal ein bisschen die Werbetrommel rühren. So bin ich damals nach meiner Ausbildung eingestiegen. Ich habe dann Anzeigen gesetzt und war viel auf Messen. Das haben wir alles am Anfang noch zusammen gemacht. Ich habe es also quasi mitgegründet. Jetzt bin ich einer der CEOs. Angefangen hat alles handmade in Bochum.

Handmade in Bochum und dann nach Waltrop. Wie kam dieser Umzug zustande?

In Bochum war unser Standort ein altes Kutscherhaus von einer Ärztevilla. Dort haben wir die Fahrräder produziert. Wir mussten am Ende sogar noch mehrere Gewächshäuser in die Fahrradproduktion involvieren. Es war einfach viel zu klein und wir haben nach einer schönen Halle gesucht. Es gab dann immer irgendeine Halle mit Rolltor und 30 Parkplätzen. Aber wir haben etwas Schönes gesucht. Dann sagte ein Kollege zu mir: “Kennst du nicht die Zeche Waltrop?” Meine Antwort: "Was ist Waltrop?" Ich habe aber trotzdem angerufen und mit den damaligen Verantwortlichen aus der Wirtschaftsförderung gesprochen. Zunächst schien nichts mehr frei zu sein, aber als ich ihm erzählt habe, dass wir Fahrräder produzieren, hat er dann doch irgendwie einen Platz für uns gefunden und den Kontakt zu der Halle vermittelt. Gott sei Dank hat das geklappt.

Wie ist es, in der Autostadt Dortmund-Waltrop Fahrräder zu produzieren, die in Deutschland und sogar weltweit verkauft werden?

Ich sag mal so: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir sind als Hase-Bikes sehr engagiert – auch über unsere Produktion hinaus. Ich habe manchmal das Gefühl, hier sind die Leute noch in den 60er-Jahren verhaftet. “Wir können doch nicht den Marktplatz autofrei gestalten?! Wie soll das denn funktionieren?!” Zumindest hat die Stadt Dortmund ein paar Trassen rot markiert. Immerhin ein Anfang. Deswegen haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, uns mehr einzubringen. Wir sprechen mit den Menschen aus dem Verkehrsministerium in NRW, dass man auch an Landstraßen etwas verändern muss, um mit dem Rad in die Städte zu gelangen. Wir wollen mit unserem Engagement auch als Hersteller*innen ein Zeichen setzen und haben einen "Schlachtplan" entwickelt, um an einigen Stellen anzusetzen. Auch wenn wir aus Bochum sind, sind doch unsere Kinder hier geboren und weg wollen wir hier nicht mehr. Also muss die Stadt noch lebenswerter werden. Hoffentlich vermasseln wir das nicht.

Das klingt nach einer großen Aufgabe. Dennoch klingst du sehr zuversichtlich. Woher kommt diese Zuversicht?

Das Problem ist, dass sich Leute im Allgemeinen mit Veränderungen schwer tun. Das kann man irgendwie verstehen, aber irgendwie auch nicht. Da machen mir die jungen Menschen immer Mut. Wir haben zum Beispiel sehr viele Azubis und für die ist es völlig normal, dass sich die Dinge ändern. Im Meeting mit den Azubis kam heraus, dass zu unserem Weihnachtsmarkt zum Beispiel eine Fahrraddemo angemeldet werden soll. Für unsere Azubis ist das keine große Sache. Das stimmt mich am Ende doch optimistisch für die Zukunft. Das Feld wird nicht den alten Herren überlassen, die Autofahren wollen! 

 Wenn du auf eure Mission schaust, wo geht die Reise hin?

Wir werden auf jeden Fall weiter unser lokales Denken verfolgen. Mit der Eröffnung unseres ersten eigenen Flagship-Store haben wir im August eine großen Schritt geschafft. Das kommt bei den Menschen hier total gut an. Am Wochenende trifft man sich hier und macht eine Radtour zusammen. Wir hatten sogar schon die ersten Gäste aus Berlin dabei. Das ist wirklich toll und zeigt, dass wir da auf dem richtigen Weg sind. Mit der Marke #Hase Bikes wollen wir natürlich unseren Servicegedanken weiter umsetzen. Im besten Falle bieten wir unseren Kund*innen überall auf der Welt den bestmöglichen Service, damit sie unsere Räder fahren können. Das ist natürlich ziemlich global formuliert, aber im Grunde ist es das.

Das klingt so, als ob es da noch einen Haken gibt?

Ja, den gibt es. Der eklatante Fachkräftemangel ist auch in unserer Branche ein Problem. Es fehlen die Zweiradmechaniker*innen. Reparieren ist das eine, aber wir brauchen auch den Service. Denn wir wollen nicht nur gute Fahrräder verkaufen, sondern auch für Langlebigkeit sorgen.

Vielen Dank.

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