Der Elberadweg

Wir sprechen mit Heike Grunow, Projektkoordination Elberadweg & Radurlaub beim Tourismusverband Sächsische Schweiz e. V., über die wichtige Bedeutung des Elberadwegs. Mit einer Strecke von über 180 Kilometern durch das Bundesland verbindet er touristische Highlights wie die Sächsische Schweiz, Dresden und Meißen und bietet eine einzigartige Mischung aus Kultur und Natur. Frau Grunow spricht über die Geschichte des Elberadwegs, seine Bedeutung für den Pendelverkehr und die geplanten Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur. Außerdem teilt sie ihre Visionen und Wünsche für die Zukunft des Radweges.

Robert Strehler im Gespräch mit Heike Grunow, Projektkoordination Elberadweg & Radurlaub beim Tourismusverband Sächsische Schweiz e. V.

Heike Grunow an der Elbe

Hallo Frau Grunow, stellen Sie sich doch bitte kurz vor.

Ich bin Heike Grunow, ich bin seit 2020 Projektkoordinatorin für den Elberadweg Süd. Ich arbeite beim Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. und kümmere mich um die touristische Vermarktung und Information des Elberadwegs zwischen Dessau und der tschechischen Grenze. Die gesamte Strecke verläuft von der Quelle bei Špindlerův Mlýn im Riesengebirge bis nach Cuxhaven, wo sie dann ins Meer mündet. Das sind knapp 1300 Kilometer.

Können Sie uns den Elberadweg in seiner Bedeutung erklären?

Für Sachsen konkret ist der Elberadweg meiner Meinung nach der wichtigste Flussradweg. Das hat natürlich auch etwas mit seiner Länge zu tun, wir haben über 180 Kilometer, die einmal quer durch Sachsen laufen und da nimmt man natürlich einige touristische Highlights mit, wie die Sächsische Schweiz, Dresden, Meißen und das Elbland, Torgau sowie Riesa. Die Gäste schätzen das auch sehr, dass man auf einer recht kurzen Strecke so eine Fülle an Möglichkeiten hat, die nicht nur Kultur, sondern auch Natur einschließt.

Ist der Elberadweg grundlegend als Radweg angelegt worden?

Ursprünglich war die Strecke, auf der heute der Elberadweg in Teilen verläuft, ein Treidelpfad, das heißt, da sind die Flößer lang gelaufen, um die Baumstämme auf der Elbe zu flößen. Das war damals die Art, Orte mit Holz zu versorgen. Als Radweg existiert er in Sachsen jetzt seit fast 30 Jahren. Er wurde natürlich über die Jahre Stück für Stück ausgebaut, bis auf kleine Teile, an denen es aus Naturschutzgründen nicht möglich war, führt der Weg auf beiden Seiten der Elbe entlang. Die Vermarktung hat Mitte der 90er-Jahre begonnen. Ab diesem Zeitpunkt hat man sich wirklich bemüht, dass Radtourist*innen hierherkommen.

Wie hat sich die Nutzung des Elberadwegs entwickelt?

Dazu haben wir leider keine konkreten Zahlen vorliegen. Wir merken, dass das Angebot an Radwegen in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wir liegen in der ADFC-Radreiseanalyse auf Platz zwei der deutschen Radwege, in den vorigen Jahren waren wir auf dem ersten Platz. Ich glaube, viele Gäste sind den Elberadweg schon gefahren, kommen dann aber immer wieder für kürzere Abschnitte zurück. Er ist halt der Dauerbrenner unter den Flussradwegen in Deutschland. 

Hat der Radweg über seine touristische Nutzung hinaus auch eine Bedeutung für den Pendelverkehr?

Wir selber haben das noch nicht erhoben, aber gerade auf der Achse zwischen Pirna und Meißen kann man schon eine Pendler*innennutzung beobachten. Dort sind schon seit einer Weile Radschnellwege geplant, um den Elberadweg tatsächlich ein bisschen zu entlasten. Um Riesa und Torgau sieht das ähnlich aus. 

Welche Projekte sind in Zukunft geplant?

Von der Infrastruktur her sind wir in Sachsen schon ganz gut dabei. Was wir gerade in Zusammenarbeit mit dem ADAC realisiert haben, sind Fahrradreparatur-Stationen. Davon gibt es bereits sechs Stück, die siebte ist gerade in Planung. Diese Stationen stehen an Orten, von denen wir wissen, dass es dort nicht die nächste Werkstatt um die Ecke gibt. Das ist alles vom ADAC finanziert, da haben wir uns an der Kommunikation mit den Kommunen und der Standortwahl beteiligt. Es gibt ab und zu Bestrebungen von einzelnen Orten, die Service-Infrastruktur zu verbessern, zum Beispiel wurden in Meißen ein paar Rastplätze geschaffen. Ich würde gerne auch mehr in Richtung Infotafeln und unterstützende Beschilderung gehen. Da gab es bereits ein paar Auftaktgespräche mit den Landkreisen, aber so was ist immer alles eine Frage der Finanzierung und das dauert mitunter sehr lange, weil der Radverkehr ja leider nicht immer die höchste Priorität hat.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Gibt es ein Herzensprojekt, in das aus Ihrer Sicht mehr Power gesteckt werden sollte?

Es steht ein bisschen in den Sternen, ob das rechtzeitig fertiggestellt werden kann, aber wir sitzen derzeit an einem Förderantrag für den gesamten deutschen Elberadweg, bei dem es eher um Vermarktungsstrategien geht. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wünschte ich mir generell mehr Unterstützung in jeglicher Hinsicht – sei es personell oder finanziell. Ansonsten würde ich mir den gesamten Tourismus betreffend wünschen, dass es mehr Unterkünfte gibt, die dann auch gern Radfahrende aufnehmen. Gerade in den ländlichen Gegenden gibt es dahingehend massive Nachwuchsprobleme. Entweder muss strukturell mehr für den Nachwuchs getan werden oder alternativ geschaut werden, dass es mehr legale Übernachtungsmöglichkeiten wie Biwak-Plätze gibt. 

Was braucht es dafür, dass diese Wünsche umgesetzt werden können?

Politischer Willen natürlich, aber man muss auch Wege finden, die mit dem Naturschutz besser zusammengehen. Der Elberadweg verläuft ja durch sehr viele Natur- und Vogelschutzgebiete, was natürlich sehr sinnvoll ist in Bezug auf Hochwasser- und Artenschutz und so weiter. Wenn man das entsprechend vermittelt und zudem Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden sind, denke ich, dass die Leute das gerne annehmen.

Vielen Dank. 




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