Besuch im TrailCenter Rabenberg
Auf nach Rabenberg im Erzgebirge! Im TrailCenter Rabenberg finden Mountainbike-Fans sechs gut ausgeschilderte Strecken, die nur auf den nächsten Kick warten. Das Angebot reicht von der leicht zugänglichen "Taster Loop" mit einer Länge von sechs Kilometern bis zur anspruchsvollen "Black Raven"-Tour, die 25 Kilometer misst. Nach einer erfolgreichen Tour treffen wir René Scholz, Trailkoordinatorus besteht die Möglichkeit, verschiedene Abschnitte der Strecken zu kombinieren, um noch mehr Lieblingsmomente zu sammeln. Nach einer erfolgreichen Tour treffen wir René Scholz, Trailkoordinator und Abteilungschef im TrailCenter Rabenberg, auf ein “Tretlager”-Lagerbier, um noch mehr über die Entstehung und Bedeutung des Sportparks zu erfahren.
Basti im Gespräch mit René Scholz, Trailkoordinator und Abteilungschef im TrailCenter Rabenberg
Hey René, wie ist das TrailCenter Rabenberg entstanden?
Als der Bergbau hier in der Gegend vorbei war, standen die Buden leer. Mittlerweile haben wir hier um die 400 Betten und einen Verein gegründet. Das TrailCenter Rabenberg ist 2013 aus der Vorarbeit von Sven Röber und Thomas Stecking entstanden. Beide Gründer waren scharf aufs Mountainbike-Fahren. Wir sind das erste kommerzielle Singletrailcenter Deutschlands. Es hat ein bisschen gedauert, aber letzte Woche haben wir 10-jähriges Jubiläum gefeiert. Mittlerweile sind wir ziemlich gut aufgestellt: Angefangen haben wir mit fünf Rädern, die irgendwo in einem Keller rumstanden. Mittlerweile haben wir knapp 50 Räder, die wir verleihen – von Kinderrädern bis E-Bikes ist alles dabei. Dazu gibt es auf dem Gelände ein Café, welches am Wochenende geöffnet hat. Dieses Jahr haben wir einen neuen Pumptrack gebaut. Für Kinder haben wir einen Bike-Spielplatz und es gibt einen Skill-Parcours, auf dem Gäste für die Strecken trainieren können. Zu diesem ganzen Projekt gehört auch noch die Fahrradschule Kettenjagd mit 14 Honorar-Trainer*innen. Im Jahr kommen wir auf ca. 75 Kurse und vier Jugendcamps mit 20 Teilnehmer*innen sowie Privatunterricht.
Welche wichtigen Details stecken hinter dem Sportpark?
Von der sechs Kilometer langen Einsteiger-Runde „Taster Loop“ bis zur 25 Kilometer langen, schweren „Black Raven“-Tour reicht das Angebot der Routen, die alle am Trailhead im Sportpark Rabenberg beginnen. Das Große aber an alledem, was ich euch jetzt erzählt habe, ist, dass das alles von fünf Menschen bewerkstelligt wird. Ich selbst bin Mediendesigner, aber auch Wildnispädagoge. Ich bin daher auch für die Grafiken und Werbung zuständig. Meistens kriegt man mich eher nicht zu Gesicht, weil ich im Büro sitze. Es gibt Pascal, ihm kannst du jedes Fahrrad nennen und er zählt dir alle technischen Details dazu auf. Dann gibt es Marco, eigentlich studierter Ingenieur, Björn, und dann haben wir noch Adam. Unser Team ist allgemein sehr jung. Das ist der harte Kern. Wir haben zudem einen Trailbauer, der alles beaufsichtigt, alle anderen packen natürlich auch mit an. Ich behaupte jetzt mal, dass wir einen der besten Trailbauer Europas haben. Den Pumptrack hat er sich einfach so ausgedacht. Natürlich muss diese ganze Fläche auch gewartet werden, das ist von April bis Oktober nicht schaffbar, weil das tägliche Geschäft einfach zu viel Arbeit ist. Wir haben noch ein paar Minijobkräfte, welche meistens im Café aushelfen, und die Möglichkeit, auf noch weitere Hilfskräfte zuzugreifen, die uns dann unterstützen. Das meiste kommt aber wie gesagt von uns selbst – und uns macht das richtig viel Spaß!
Wie viele Trails erwarten die Besucher*innen?
Wir haben unsere Trails in sechs Runden aufgegliedert, in verschiedenen Farben, die das Ganze bewerten – das erinnert sehr an das Skifahren, wo es um die Höhenmeter und die Länge der Strecke geht. Dann haben wir die Trails mit Zahlen von 1 bis 6 gekennzeichnet, die den allgemeinen Schwierigkeitsgrad beziffern. Bei uns kann es sein, dass hier am Tag 300 Menschen unterwegs sind oder dass man im Wald gar keinen trifft. Die Größe der Trails kann für viele erstmal überfordernd sein. Wir haben auch keinen Lift, allerdings sehe ich das als unsere große Stärke. Quasi: Back to the roots – zu richtigem Mountainbiking. Den Berg runterfahren kann jeder, wieder rauf ist eine Herausforderung. Wir werden in Zukunft immer mehr E-Bikes anbieten, einfach weil die Nachfrage verstärkt da ist. Für Kinder haben wir so ein Zugsystem, mit dem man bis zu 120 Kilogramm ziehen kann. Wir haben mittlerweile viele Bergauf-Trails, weil wir auch von der Benutzung der Forststraßen wegwollen. Das kann ganz schön sein, weil die Aussicht an eine Märchenlandschaft erinnert. Im Frühjahr hat man die ganzen Fingerhüte, die überall wachsen, im Herbst kommen dann riesige Pilze. Gerade wenn es nachts geregnet hat und morgens der Tau noch auf den Pflanzen liegt, erlebt man ein echtes Naturspektakel. In unserem Wald ist alles beschildert, das heißt, wenn man sich mit der Informationsdichte auf der Karte nicht zurechtfindet, dann kann man einfach den jeweiligen Pfeilen folgen und man kommt wieder hier raus. Wir haben auch ein Notfallsystem im Wald, sprich, es gibt überall Zahlen, die an den Wegen vermerkt sind und falls man zum Beispiel stürzen sollte und Hilfe braucht, dann kann man direkt die 112 anrufen, die verbinden dich dann zur Bergwacht in Johanngeorgenstadt. Denen nennst du dann die Zahl und so wissen die Helfer*innen Bescheid, wo sie dich finden werden. Das funktioniert richtig gut.
Welche Projekte liegen euch sonst noch am Herzen?
Letztes Jahr haben wir hier angefangen, unser eigenes Bier zu brauen, das sogenannte “Tradler”, kurz für Trail-Radler. Wir legen Wert auf einheimische Produkte – das Trail-Radler aus dem Erzgebirge ist ein ziemlicher Verkaufsschlager geworden. Dann kamen wir auf die Idee, dass wir gerne ein Lagerbier mit dem Namen “Tretlager” wollen. Im Erzgebirge bzw. überhaupt in Sachsen ein Lagerbier zu finden, ist allerdings sehr schwierig. Ich habe relativ viele Biersorten probiert, die mir alle nicht geschmeckt haben, und dann habe ich in meiner Heimat in Gelenau, das ist circa 45 Kilometer von hier entfernt, einen Bierverkauf entdeckt. Er hatte ein Lagerbier im Angebot, davon habe ich erst eine Flasche probiert und dann gleich noch 20 mit nach Hause genommen und all meinen Kollegen zum Kosten gegeben. Dann hat er uns noch schnell das Etikett in seinem Stil gezeichnet und schon war das “Tretlager” am Start. Das kann man im Café erstehen, wir haben das jetzt seit drei Monaten im Angebot und schon circa 600 Flaschen verkauft. Es gibt sogar Leute, die ganze Kisten kaufen wollen. Ebenso stammen unser Eis, unsere Burger, unsere Griffe, die wir an den Verleihrädern haben, und unsere Mudguards aus der Region. Wir haben schließlich die Möglichkeiten, die Gegend zu unterstützen. Natürlich zahlen wir dafür meistens mehr Geld, aber es bleibt ja letztendlich hier in der Region. Ansonsten haben wir verschiedene Events entwickelt, zum Beispiel das Livemusik-Fest Trail Meets Music. Wir feiern zudem unsere jährliche Saisoneröffnung und verschiedene Rennen, zum Beispiel eine Endurotour, das #BikeTestival oder auch einen Trailrun. Was wir jetzt auch noch haben, ist das sogenannte “Family and Bike Outdoor Camp”, das wir zusammen mit einer anderen Fahrradschule gebaut haben. Auf unserem Gelände gibt es Turnhallen, Schwimmhallen und einen Kletterpark. Das ist dann alles optional buchbar. Am Ende gibt es dann auch noch eine Schnitzeljagd für alle.
Wie verbringt ihr eure Zeit außerhalb der Saison?
Wenn die Saison Ende Oktober vorbei ist, dann betreiben wir je nach Schneevorkommen ein bisschen Trailpflege. Letztes Jahr haben wir bei unseren Leihrädern von TREK auf Cannondale gewechselt, was sehr aufwändig war, und wir haben ein neues Buchungssystem eingeführt. Natürlich nutzen wir dann auch die Zeit, um erstmal Überstunden abzubauen. Dann bieten einige von unseren Jungs auch noch Skikurse an. Das heißt, dass sie von Januar bis März nicht da sind. Im Frühjahr müssen wir dann so richtig mit der Trailpflege anfangen, weil man dann erst sieht, welche Schäden der Winter angerichtet hat, wie es dem Forst geht usw. Es ist eine anstrengende Arbeit rund ums Jahr, die schlaucht, aber Spaß macht.
Vielen Dank.