Ein Besuch beim RV Sturmvogel

Wir sprechen mit Andreas Schwarzkopf vom RV Sturmvogel 1925 Dortmund e. V. über den legendären Rennradtreff auf Phoenix-West. Der Traditionsverein, der einst kurz vor der Auflösung stand, erlebt durch die Pandemie eine Renaissance und feiert bald sein hundertjähriges Bestehen. Andreas erzählt von den Herausforderungen und der Leidenschaft fürs Radfahren, die die Community zusammenhalten.
Einblicke in den Verein und die bewegende Geschichte gibt es hier.

Zoe im Interview mit Andreas Schwarzkopf

Hallo, Andreas, erzähl uns doch bitte, wo wir hier sind und wer du bist!

Ich bin Andreas Schwarzkopf, ich bin der zweite Vorsitzende des RV Sturmvogel 1925 Dortmund e. V., ich bin natürlich Radsportler und bin Mitinitiator dieses Rennradtreffs hier auf Phoenix-West. Hier treffen sich viele Rennradfahrer*innen, entweder um hier zu fahren oder sie nutzen den Ort als Treffpunkt, um eine Ausfahrt zu unternehmen, zum Beispiel ins Sauerland, nach Werl oder Haltern. Da bieten sich eigentlich alle Himmelsrichtungen an. Das Ganze hat mit der Corona-Pandemie richtig Fahrt aufgenommen, da haben sich sehr viele Leute aus der Not heraus hier getroffen, weil nichts anderes mehr ging. Diese Zeit hat die Community nochmal richtig anschwellen lassen. Wir standen damals kurz vor der Auflösung bzw. Fusion mit einem anderen Verein, was sehr schade gewesen wäre, weil wir nächstes Jahr hundertjähriges Jubiläum feiern. Wir sind ein Traditionsverein mit Europameistern im Bahnradfahren. In den Anfangsjahren unseres Vereins hatten wir sogar jemanden, der bei der Tour de France mitgefahren ist und sogar für ein paar Etappen das gelbe Trikot getragen hat: Erich Bautz. 

Während der Corona-Zeit sind dann auch viele andere Leute zu Treffen gekommen, die nichts mit Radsport am Hut hatten. Viele kamen aus dem Bekanntenkreis, sodass sich im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten damals eine zweite Community gebildet hatte, damit nicht jeder alleine zu Hause sitzen musste. Es gab auch oft Live-Musik,teilweise von uns organisiert. Ich denke, wir haben dazu beigetragen, dass einige Leute hier die Corona-Zeit besser überstanden haben. Insofern hat sich das als Treffpunkt etabliert. Ebenso wie die Bergmann Brauerei hier gegenüber, aber das ist eine Geschichte für sich.

Wie viele Mitglieder zählt der Verein?

Wir haben 61 Mitglieder. In unserer WhatsApp-Gruppe sind circa 50 Leute, die aber nicht alle Mitglieder sind. Das sind zwei verschiedene Dinge. Man muss natürlich kein Mitglied sein, um hierher zu kommen und mit uns zu fahren. Bei gutem Wetter gibt es so einen harten Kern von 20 Leuten, die sich hier treffen. Es gibt verschiedene Leistungsklassen, aber wenn man hier miteinander kreiselt, dann wechselt man sich ab, und jede*r fährt mal vorne und jede*r kommt mal in den Genuss von Windschatten.

Bei uns im Magazin geht es hauptsächlich um die Alltagsmobilität. Wenn ihr euch hier trefft, wie kommt ihr dann hierher?

In der Regel mit dem Fahrrad natürlich, alles andere wäre blöd. Unser Einzugsgebiet ist recht groß: Von Hörde über Brackel bis Schwerte ist alles dabei. Viele von uns fahren auch mit dem Fahrrad zur Arbeit – einer von uns ist letztes Jahr 17.000 Kilometer mit dem Fahrrad und nur 3.000 Kilometer mit dem Auto gefahren. Bei uns sind auch viele Berufsfeuerwehrleute, die zu ihrem Dienst fahren. 

Wenn ihr euch etwas wünschen dürftet, was wäre das?

Der Ort hier in Hombruch ist schon ziemlich perfekt. Im Jahr 2012 gab es kaum Bebauungen und dementsprechend wenig Verkehr. Da konnten wir noch wunderbar unsere Kreise ziehen. 2013 hat einer von uns hier das erste Rennen der Feuerwehrlandesmeisterschaft ausgetragen. In den letzten Jahren haben auch Rennen des Sturm Hombruch 1925 e. V. hier stattgefunden. Mittlerweile ist einiges an Verkehr hinzugekommen und wir werden leider auch des Öfteren angehalten, weil die Räder bestimmte Vorgaben für den Straßenverkehr nicht erfüllen, was aber ja schwierig ist, wenn man wirklich zum Trainieren mit einem Sportgerät da ist. Was die Infrastruktur allgemein betrifft, wünschen wir uns ein bisschen Tempo beim Ausbau der Bahntrassen. Wenn man die schon vorhandenen befährt, dann sieht man, dass der Radverkehr deutlich zugenommen hat. Da muss nicht mehr viel getan werden, aber trotzdem dauert es Jahre und verzögert sich immer weiter. Das ist frustrierend. Es wird gejubelt, wenn mal 300 Meter irgendwo fertiggestellt werden, dann wird sich total gefeiert. Aber nach den 300 Metern ist es dann wieder total gefährlich. Dafür, dass mal gesagt wurde, dass Dortmund das Kopenhagen Westfalens werden soll, wird viel zu wenig gemacht. Kaum eine Stadt ist davon weiter entfernt. Es ist eine schwerfällige Sache. Aus unserer Sicht wird Dortmund niemals eine Fahrradstadt werden. Die Dortmunder*innen haben ihr Auto natürlich auch ganz besonders gerne, da ist die Konkurrenz im beengten Raum auf der Straße groß. Das merkt man auch im Alltag, gerade wenn man mit dem Rennrad unterwegs ist, wird man durchaus mal angegangen. Das schmälert die Freude am Radfahren. 

Bezüglich der Freude am Radfahren: Was bedeutet Rennradfahren für euch?

Für einige ist es ein Ausgleich zum Beruf, nicht nur um sich zu bewegen, sondern auch, um den Kopf abzuschalten. Zusätzlich tut es gut, an der Luft zu sein, sich zu bewegen, aber vor allem ist es auch die Gemeinschaft, die uns so gut gefällt. Es haben einige lange nach den passenden, ähnlich ambitionierten Mitfahrer*innen gesucht. Irgendwann kam dann #Strava auf und wir haben darüber die Verbindung aufgebaut.

Wenn ich im Sommer mit meinem Rennrad hierher komme, darf ich dann mitfahren?

Ja, sicher. Das ist nicht an Leistungsklassen orientiert, sondern so gedacht, dass möglichst viele mitfahren können. Zu unseren besten Zeiten sind wir hier 100 Kilometer mit circa 20 Leuten gefahren, was ja nur in der Gruppe einigermaßen erträglich ist, so lange im Kreis zu fahren. 

Vielen Dank, Andreas.



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