Am Stau vorbei

Hier geht’s lang: Zwischen Mülheim an der Ruhr und Essen ist das Radschnellweg-Feeling schon zu spüren. Als Herzstück des neuen Radschnellweges RS1 von Duisburg nach Hamm hat der Regionalverband Ruhr (RVR) bereits sechs Kilometer als Modellstrecke eröffnet. Und das ist erst der Anfang – der Landesbetrieb Straßen.NRW wird als Baulastträger die Bauarbeiten auf den restlichen 95 Kilometern vorantreiben. Die Vision ist klar: Der Radschnellweg RS1 soll eine Art "A 40 für Fahrradfahrer*innen” werden – ein Schnellweg für Tourist*innen, Pendler*innen und Großstadt-Fans. Aida Pljakic leitet die Abteilung Planung in der Regionalniederlassung Ruhr und ist zudem Abteilungsleitung aber auch Leiterin der AG Radverkehr der Regionalniederlassung Ruhr und gibt uns einen Einblick zur wichtigen RS1-Route.

Robert im Interview mit Aida Pljakic

Wir treffen uns mit Aida Pljakic, sie leitet die Abteilung Planung in der Regionalniederlassung Ruhr und ist zudem Abteilungsleitung aber auch Leiterin der AG Radverkehr der Regionalniederlassung Ruhr, um mit ihr über die Umsetzung des Projekts Radschnellweg RS1 zu sprechen.

Hallo Frau Pljakic, könnten Sie uns einen Überblick darüber geben, wie das Projekt Radschnellweg RS1 in die Verkehrsplanung des Landes Nordrhein-Westfalen eingebettet ist und welche Bedeutung es innerhalb dieser Planung hat?

Der Ausbau der Radwegeinfrastruktur ist eine zentrale Säule für die Mobilitätswende und trägt unter anderem zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor bei. Ziel des Landes Nordrhein-Westfalen ist es, bis 2027 zusätzlich 1.000 Kilometer neue Radwege zu schaffen und so ein möglichst flächendeckendes Radverkehrsnetz herzustellen. Dazu gehört auch der Radschnellweg Ruhr – oder kurz RS1 – , der mit einer Länge von 118 Kilometern das Kernruhrgebiet verbinden wird. Er führt durch die Städte Moers, Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Unna, Kamen, Bergkamen und Hamm. Schon jetzt werden die fertiggestellten Abschnitte des RS1 sehr gut von Radfahrenden und auch von Fußgänger*innen angenommen. Der RS1 hat also eine sehr wichtige Funktion für den Radverkehr im Ruhrgebiet.

Wie weit ist das Projekt Radschnellweg RS1 innerhalb des Planungs- und Umsetzungsprozesses des Landes NRW bereits vorangekommen?

Die Planung und der Bau von Radschnellverbindungen sind nicht weniger aufwendig als die Planung und der Bau einer Landesstraße. Dabei sind in der Regel eine Vielzahl von unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen und in Einklang zu bringen. So sind unter anderem mögliche Beeinträchtigungen von Natur und Umwelt und der Eingriff in die Rechte Dritter sorgfältig planerisch abzuwägen. Dabei ist ganz konkret zu prüfen, welche Linienführungen in den jeweiligen Örtlichkeiten tatsächlich umsetzbar sind und wie mit den durch den Bau des RS1 verbundenen Eingriffen planerisch und umweltfachlich umzugehen ist. Der RS1 befindet sich deshalb zum Teil in sehr unterschiedlichen Umsetzungsphasen. Ein Teil ist bereits befahrbar, unter anderem in Mülheim a. d. R., Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund. Weitere Abschnitte gehen in Kürze in den Bau, z. B. Abschnitte in der Baulast von Straßen.NRW in Essen und Bochum. In anderen Abschnitten arbeitet Straßen.NRW mit Hochdruck an der Planung, auch in Zusammenarbeit mit seinen Partner*innen wie den Kommunen und dem RVR. Ziel von Straßen.NRW ist es, in den nächsten Jahren einen Großteil der Strecke im Kernruhrgebiet zwischen Dortmund und Duisburg für den Verkehr freizugeben. Wenn wir feststellen, dass Teilabschnitte umgesetzt werden können, dann ziehen wir diese vor – aber natürlich nur, wenn diese auch an das vorhandene Verkehrsnetz angeschlossen werden können.

Welche Bereiche entlang der geplanten Route des RS1 erfordern möglicherweise neue Infrastruktur oder Umgestaltungen, um eine reibungslose und sichere Verbindung zu gewährleisten?

Besondere Bedeutung für den RS1 haben Kreuzungen mit bestehenden Straßen, an denen eine flüssige und sichere Führung für den Radverkehr gewährleistet werden muss. Dazu gehört z. B. die Planung von Ampelanlagen oder Brückenbauwerken. So wurde beispielsweise. in Essen eine neue Brücke über den Berthold-Beitz-Boulevard gebaut und 2021 für den Verkehr freigegeben. In anderen Abschnitten wie hier in Dortmund werden vorhandene Straßen umgestaltet und als Fahrradstraßen Teil des RS1. Zwischen Bochum und Mülheim werden dagegen vor allem stillgelegte Bahntrassen für den RS1 genutzt.

Welche langfristigen Auswirkungen erwarten Sie durch die Realisierung des Radschnellwegs RS1 für Nordrhein-Westfalen, insbesondere in Hinblick auf Mobilität, Umwelt und Lebensqualität in der Region?

Der RS1 ermöglicht mit geringen Steigungen und wenigen Kreuzungspunkten ein zügiges und sicheres Vorankommen. Deshalb stärkt der Bau des RS1 das Fahrrad als klimafreundliches Verkehrsmittel, mit dem man gut, sicher und sauber vorankommt. Dank E-Bikes und Pedelecs können zudem vor allem längere Strecken bequem zurückgelegt werden. Mit dem Bau von Radschnellwegverbindungen erfüllt sich auch der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger nach einer Mobilitätswende.

Inwiefern könnte der RS1 dazu beitragen, die Verkehrsbelastung auf den Straßen zu verringern und den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad zu fördern?

Untersuchungen haben auf den unterschiedlichen Abschnitten verschiedene Nutzerzahlen prognostiziert. Dabei gehen wir derzeit für alle Radschnellwege davon aus, dass sie Zahlen von mindestens 2000 Radfahrenden pro Tag erreichen. Auf innenstadtnahen Abschnitten werden teilweise höhere Zahlen prognostiziert. Darüber hinaus hat die Akzeptanz des Fahrrads als Verkehrsmittel seit 2020 zugenommen. Das sieht man auf vielen Straßen im Ruhrgebiet – sowohl innerorts als auch auf Strecken zwischen den Ruhrgebietsstädten. Der RS1 wird wie alle Radschnellwegverbindungen ein sehr attraktives Angebot für Radfahrerinnen und Radfahrer sein. Aufgrund des breiten Querschnitts und der eindeutigen Verkehrsführung sind auch durchgängig hohe Geschwindigkeiten möglich. So bietet er eine schnelle, sichere und direkte Verbindung auch zwischen weiter entfernten Zielen. Deshalb erwarten wir eine hohe Nutzung und rechnen mit einer teilweisen Verlagerung des Verkehrs von motorisierten Verkehrsmitteln auf Fahrräder.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen dem Land NRW, den beteiligten Städten und Gemeinden sowie anderen relevanten Akteuren bei der Planung und Umsetzung des RS1?

Straßen.NRW hat mit Unterstützung des MUNV ein “Netzwerk Radschnellverbindungen des Landes Nordrhein-Westfalen” ins Leben gerufen. Diese regelmäßigen Netzwerktreffen sollen Synergien erzeugen, den Wissensaustausch befördern, die Teilnehmenden untereinander stärker vernetzen und die Planung von Radschnellverbindungen beschleunigen. Die Planung von Radschnellwegverbindungen in Nordrhein-Westfalen wird von Straßen.NRW als Kooperationsprojekt verstanden. Die erfolgreiche Realisierung dieser so bedeutenden Infrastrukturprojekte erfordert eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit der beteiligten Akteure auf allen Ebenen. Die kommunale Ebene ist dabei ein ganz wichtiger Partner. Deshalb gibt es regelmäßige projektbezogene Gespräche zwischen Straßen.NRW und allen an der Planung des RS1 beteiligten Kommunen sowie dem RVR. Diese Gespräche haben das Ziel, potentielle Hindernisse im Planungsablauf frühzeitig zu erkennen und durch eine enge Abstimmung untereinander gemeinsam zu vermeiden. Um die Planungsprozesse zu beschleunigen, hat #Straßen.NRW zudem Planungsvereinbarungen mit den Städten Hamm, Dortmund, Bochum, Duisburg und Moers sowie mit dem RVR geschlossen. Diese planen und bauen im Auftrag des Landesbetriebs den RS1 im Bereich der sogenannten Freien Strecke. Das ermöglicht gleichzeitiges Planen an allen Abschnitten und die Ausweitung der Planungskapazitäten. Man holt diejenigen mit ins Boot, die sich vor Ort am besten auskennen.

Welche touristischen Highlights gibt es und wird es entlang des RS1 geben? 

Der RS1 an sich ist unserer Meinung nach schon ein Highlight. Er erschließt zudem im gesamten Ruhrgebiet wichtige touristische Ziele wie in Dortmund das Westfalenstadion, in Bochum die Jahrhunderthalle oder zwischen Mülheim a. d. R. und Duisburg den Rhein. Darüber hinaus schließt der RS1 in allen Städten an touristisch interessante Radrouten an. Allerdings rechnen wir bei Straßen.NRW damit, dass der RS1 vor allem für Menschen, die zwischen ihrem Arbeitsort und ihrem Wohnort mit dem Fahrrad pendeln wollen, eine besonders hohe Bedeutung haben wird.

Vielen Dank, Frau Pljakic.

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