Zukunft ahoi!

Dank der logistisch vorteilhaften Lage an Unterelbe und Nord-Ostsee-Kanal bietet die Hafengruppe Brunsbüttel Ports – bestehend aus dem Elbehafen, dem Ölhafen und dem Hafen Ostermoor – direkte Zugänge zu Nord- und Ostsee, unmittelbare Nähe zu Hamburg, Anschluss an die europäischen Binnenwasserwege und hafennah verfügbare Industrieflächen. Diese Standortvorteile, kombiniert mit einem umfassenden Angebot an maritimen Dienstleistungen, machen die Häfen in Brunsbüttel zu einem attraktiven Umschlagzentrum. Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH, weiß, dass dieses Unterfangen nur mit einer motivierten Belegschaft zu bewerkstelligen ist. Daher setzt er auf zahlreiche Benefits, um als attraktiver Arbeitgeber zu überzeugen. So bietet das Unternehmen den Mitarbeiter*innen auch zahlreiche Vorteile rund um die Fahrradmobilität an. Im Jahr 2021 bekam Brunsbüttel Ports die Zertifizierung als fahrradfreundlicher Arbeitgeber – und gilt damit als Vorreiter in der Branche. Wir sprechen mit Frank Schnabel über das Fahrrad-Leasing für Mitarbeiter*innen, die Umstellung der internen Logistik auf E-Lastenfahrräder, seine Zukunftsvision, aber auch über die Bedeutung des Standorts für die Energieversorgung Deutschlands.

Robert im Interview mit Frank Schnabel

Die individuellen E-Lastenfahrräder werden von den Kolleg*innen – so zum Beispiel auch von Vormann Sven – am Hafen gern genutzt.

Hallo Frank, könntest du dich bitte kurz vorstellen und uns etwas über diesen Ort erzählen?

Wir befinden uns hier in Brunsbüttel an der Unterelbe, am Ein- und Ausgang des Nord-Ostsee-Kanals, genauer gesagt auf der Brunsbütteler Südseite am  Kanal. Im Verwaltungsgebäude des Elbhafens haben wir von meinem Büro aus den besten Blick auf die Elbe. Brunsbüttel mag nicht der Nabel der Welt sein und viele kennen diesen Ort vielleicht nicht, aber im letzten Winter hätte Deutschland ohne diesen Standort vermutlich frieren müssen. Hinter uns sehen wir ein riesiges Schiff, eine sogenannte FSRU oder Floating Storage Regasification Unit. Diese Anlage dient als schwimmendes LNG-Terminal und ermöglicht den Umschlag von Flüssigerdgas, das regasifiziert und in das Netz eingespeist wird. Auf diese Weise nehmen wir eine Schlüsselrolle für die deutsche Energieversorgung ein.

Wie kommt es, dass hier auf ein schwimmendes Terminal gesetzt wurde?

Das ist ganz einfach erklärt: Als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann, brauchten wir schnell Terminals, und der Bau eines festen Terminals vor Ort hätte fünf Jahre gedauert – diese Zeit hatten wir nicht. Wir waren einer von zwei Häfen in Deutschland, die die Nutzung von schwimmenden Terminals ermöglichen: Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Das feste Terminal, das noch gebaut werden muss, wird das Schiff in ein paar Jahren ersetzen. Dadurch ist Brunsbüttel gerade in aller Munde. Auch grüner Wasserstoff ist bei uns ein Thema – in sechs bis sieben Jahren wird Gas hier voraussichtlich durch grüne Energieträger abgelöst werden.

Brunsbüttel Ports wird zertifizierter fahrradfreundlicher Arbeitgeber

Das ist eine schöne Brücke zur Nachhaltigkeit. Ihr wurdet 2021 als fahrradfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert. Es ist großartig, dass sich ein so großer Arbeitgeber diesem Thema widmet. Kannst du uns erzählen, warum ihr euch entschieden habt, diesen Weg einzuschlagen?

Der Impuls kam ganz klar durch meinen Sohn, der Bambus-Fahrräder produziert. Ich bin daher eng mit dem Thema Fahrrad verbunden. Zudem bin ich selbst Sportler und u. a. im Triathlon aktiv, wobei allerdings das Laufen meine Lieblingsdisziplin ist. Dennoch stehe ich dem Fahrradfahren sehr nahe. In der Firma wurde der Aspekt der Nachhaltigkeit immer präsenter – ein Thema, das alle Unternehmen beschäftigt, auch uns Häfen. Es gibt große Ziele, die Schifffahrt in den nächsten Jahren "grün" zu machen. Auch wir streben dies an, aber wir beginnen mit den kleinen Schritten: unseren internen Firmentransporten, die bisher mit dem Pkw erledigt wurden. Deshalb haben wir 2017 viele E-Lastenfahrräder angeschafft. Mittlerweile besitzen wir mehr als 50 Stück und haben unsere Mitarbeiter*innen auch davon überzeugt, sie zu nutzen – es erfordert ja auch ein wenig Überwindung, den PKW mal stehen zu lassen und auf die Bequemlichkeit zu verzichten. Deshalb auch die bewusste Entscheidung für E-Bikes. Diese Routinen haben sich mittlerweile mehr und mehr etabliert. Wir sind das erste Unternehmen in dieser Branche, dass die Möglichkeit für ein Fahrrad-Leasing angeboten hat. Damals wussten viele noch gar nicht, dass Leasing für Fahrräder überhaupt existiert. Wir nutzen das Küstenrad-Leasing mit einem All-inclusive-Paket, das uns viel Arbeit abnimmt und unseren Mitarbeiter*innen sehr attraktive Rahmenbedingungen bietet.

Der erste Schritt war, die möglichen internen Wege auf das Fahrrad umzustellen. Der zweite Schritt war das Leasing. Und dann stießen wir auf die Zertifizierung als fahrradfreundlicher Arbeitgeber, von der wir damals noch gar nicht viel wussten, weil zu diesem Zeitpunkt nur wenige Unternehmen in Schleswig-Holstein bereits zertifiziert waren. Wir waren damals schließlich die vierte zertifizierte Firma hier im Bundesland. Wir wurden durch den #ADFC auditiert und zertifiziert, aber wir mussten im Vorfeld dennoch viel Mühe investieren, um die Zertifizierung zu erhalten. Es ist eine ernsthafte Angelegenheit, bei der man Kriterien erfüllen muss, die wir vorher unterschätzt haben. Wir sind in Schleswig-Holstein immer noch eines der wenigen Unternehmen mit dieser Zertifizierung – vor allem in der Industrie.

Impact für die Nachhaltigkeit: Umdenken hin zum Fahrrad

Haben sich das Verhalten und die Wahrnehmung eurer Mitarbeitenden in Bezug auf das Thema Fahrrad seit 2021 verändert?

Es hat ein bisschen gedauert, besonders was die internen Wege betrifft. Wir mussten Überzeugungsarbeit leisten und das Konzept des Fahrrad-Leasings erklären. Aber mittlerweile läuft es wie von selbst. Es gibt keine Woche, in der ich keine Leasingverträge unterzeichne, weil das Angebot so attraktiv ist. Einige Mitarbeiter*innen verzichten mittlerweile auf das Auto. Besonders diejenigen aus der näheren Umgebung haben sich hochwertige E-Bikes statt eines Autos angeschafft. In unserem Unternehmen ist Fahrradfahren zur Selbstverständlichkeit geworden. Jede Person kann bis zu drei Fahrräder leasen und privat nutzen – und wir als Unternehmen  unterstützen das Ganze mit einem Zuschuss von 25 Euro pro Monat und pro Fahrrad, um das Angebot noch attraktiver zu gestalten. Dadurch konnten wir sogar überzeugte Autofahrer*innen für das Fahrradfahren gewinnen. Seit 2021 erleben wir eine rasante Entwicklung in diesem Bereich.


Glaubt ihr, dass ihr mit eurem Engagement hier einen Einfluss auf die Region in Bezug auf nachhaltige Mobilität habt?

Vor einigen Wochen hatten wir vom regionalen Unternehmerverband eine Videokonferenz zum Thema Fahrradmobilität in Unternehmen, bei der ich erklärt habe, warum das Fahrrad für Unternehmen so wichtig ist. Allerdings braucht es dafür auch die entsprechende externe Infrastruktur und da muss ich leider sagen, dass die Situation hier nicht gut aussieht. Ich selbst wohne auf dem Land in Dithmarschen, wo die Radwege in einem so schlechten Zustand sind, dass ich oft lieber auf der Straße fahre. Es ist dringend notwendig, dass diese Radwege ausgebaut und besser gepflegt werden, aber der Interessenkonflikt mit der Autolobby ist in Deutschland leider noch zu groß. Das sage ich als jemand, der selbst auch noch Auto fährt. In der Großstadt Kiel, wo ich sehr oft bin, ist die Situation schon deutlich besser, aber hier auf dem Land ist sie noch lange nicht zufriedenstellend. Hier muss dringend investiert werden.


Der Blick in die Zukunft: interne Logistik

Wenn wir einige Jahre in die Zukunft blicken – wohin führt euch eure Reise?

Da wiederhole ich mich nochmal: Es muss in die Infrastruktur investiert werden. Es ist wichtig, dass man sicher und gut hierherkommen kann. Leider gibt es auch Unfälle auf dem Weg zur Arbeit, die oft vermieden werden könnten, wenn sichere Wege geschaffen würden – besonders hier an der Küste bei schlechtem Wetter ist gute Infrastruktur enorm wichtig. Unsere Zielsetzung ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Fahrradfahren auch im Winter attraktiv bleibt. Das könnte man verbessern, indem man die Sicherheit erhöht, beispielsweise durch regelmäßiges Räumen der Radwege bei Schnee. Außerdem haben wir keine Scheuklappen auf. Wir setzen uns auch für die Verbesserung der Bahninfrastruktur ein und möchten, dass die Bahn als Verkehrsmittel stärker genutzt wird.

Welche weiteren Innovationsideen habt ihr für eure interne Logistik?

Wir erweitern und warten unsere Flotte kontinuierlich und passen die Räder genau an unsere Bedürfnisse an. Beispielsweise bevorzugen wir Lastenräder mit zwei Vorderrädern, da wir hier auf dem Gelände Schienenverkehr haben und ein einzelnes Vorderrad leicht in die Schienen geraten könnte. Ein weiteres Learning aus der Zertifizierung ist, dass nur sehr wenige Unternehmen eine eigene Fahrradwerkstatt auf dem Gelände haben. Dies werden wir bald ändern und eine solche Werkstatt einrichten, in der unsere Mitarbeiter*innen ihre Räder selbst reparieren können. Dies ist ein Kriterium für den Goldstandard der Zertifizierung – derzeit haben wir noch den Silberstandard. Die eigene Werkstatt wird ein zusätzliches Highlight sein. Natürlich ist es hier auf dem Land unmöglich, vollständig auf Autos zu verzichten oder die Parkplätze abzuschaffen, besonders da einige unserer Mitarbeiter*innen weite Strecken zurücklegen müssen. Der Anspruch an Nachhaltigkeit ist in der Großstadt oft einfacher zu erfüllen als auf dem Land. Dennoch setzen wir alles daran, so viele Prozesse wie möglich CO2-neutral zu gestalten. Wie ich bereits erwähnt habe: Viele Unternehmen setzen sich große Ziele – und wir haben im Kleinen angefangen. Fahrradmobilität ist eine einfach umsetzbare Lösung, wenn der Wille dazu vorhanden ist.

Das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank!



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